Weiterer Milchskandal in China fast ein Jahr vertuscht
Peking – Nach dem Skandal um verseuchtes Milchpulver in China haben die Behörden einen erneuten Fall fast ein Jahr lang vertuscht. Nach Justizangaben entdeckten Lebensmittelinspekteure im Februar und April 2009 in einer Milchfabrik in Shanghai erneut die gesundheitsschädliche Chemikalie Melamin in Milchpulver und Kondensmilch. Drei Verantwortlichen soll jetzt der Prozess gemacht werden.
Der Fall in der „Shanghai Panda Dairy“ sei bereits „ziemlich früh“ aufgedeckt worden, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Shanghai am Donnerstag. Der Skandal sei noch im April an die Polizei weitergeleitet und die Verantwortlichen daraufhin festgenommen worden.
Der Prozess gegen den Manager der Fabrik und seine beiden Stellvertreter soll in rund „anderthalb Monaten“ beginnen, sagte der Sprecher, der wegen der Brisanz des Falls namentlich nicht genannt werden wollte. Ihnen werde die Herstellung und der Verkauf „giftiger und gefährlicher Nahrung“ vorgeworfen.
Chinesische Medien hatten erstmals in der vergangenen Woche von der Schließung der Fabrik Shanghai Panda Dairy berichtet. Nach Angaben der staatlichen Tageszeitung „Shanghai Daily“ war das Unternehmen bereits im Rahmen des ersten Skandals 2008 geschlossen worden, durfte seine Produktion aber später unter Auflagen wieder aufnehmen.
Der Skandal um mit Melamin verseuchtes Milchpulver wurde im September 2008 aufgedeckt. Die gesundheitsschädliche Industriechemikalie war im großen Stil der mit Wasser gestreckten Milch beigemischt worden, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen: Mindestens sechs Babys starben nach dem Genuss der Milch, fast 300.000 Babys und Kleinkinder erkrankten.
Der Skandal weitete sich international aus, nachdem Melamin-Spuren auch in chinesischen Export-Produkten entdeckt worden waren. Mehreren Verantwortlichen mussten sich vor Gericht verantworten, zwei von ihnen wurden im vergangenen November hingerichtet. Nicht äußern wollte sich der Sprecher der Shanghaier Staatsanwaltschaft zu der Frage, warum die Behörden die neuerliche Affäre so lange geheim hielten.
Chinesische Medien vermuteten jedoch, die Behörden hätten aus Sorge geschwiegen, die Enthüllungen könnten der wirtschaftlichen Erholung des Landes schaden.
In einer südchinesischen Elektrofabrik leiden unterdessen mehr als 150 Arbeiter an einer Quecksilbervergiftung. Insgesamt 152 Arbeiter der Fabrik in Foshan seien nach Urinproben positiv getestet worden und müssten sich weiteren Untersuchungen unterziehen, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag.
Nach Angaben des Personalchefs wird bei der Produktion in der Fabrik flüssiges Quecksilber eingesetzt, viele Arbeiter verzichteten aber „aus Bequemlichkeit“ auf Schutzmasken. Ins Rollen kam der Fall erst, weil sich 23 Arbeiter auf eigene Kosten testen ließen, die unter Kopf- und Gelenkschmerzen sowie unter akutem Haarausfall litten.
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