Ärzteschaft

Weltkrebstag: Forderung nach mehr Früherkennung

  • Montag, 3. Februar 2025
/RFBSIP, stock.adobe.com
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Berlin – Um mehr Menschen zur Früherkennung von Krebserkrankungen zu motivieren, sind neue und innovative Methoden notwendig. Das hat der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, heute angeregt.

Denkbar sei zum Beispiel ein Bonussystem für Teilnehmer von Früherkennungsmaßnahmen, sagte Reinhardt in dem BÄK-Podcast „Sprechende Medizin“. Auch gezielte Einladungen zu Untersuchungen die analog zu dem U-Untersuchungen bei Kindern „U45“, „U55“ und so fort heißen könnten, seien möglich, betonte der BÄK-Präsident anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar.

„Die Zahl der Krebserkrankungen wird in den nächsten Jahren steigen“, erwartet der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Hans-Albert Gehle, vor dem Hintergrund einer wachsenden Zahl älterer Menschen in Deutsch­land. Das Wichtigste sei weiterhin, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, betonte er.

Die Früherkennungsuntersuchungen, die Krankenversicherte in Anspruch nehmen könnten, verschafften einen wertvollen Zeitgewinn, der für die Therapie genutzt werden könne. Wichtig sei neben der individuellen Präven­tion aber auch, gesundheitsförderliche Lebensverhältnisse zu schaffen. „Man muss es nur tun – hier ist die Politik gefragt, den Rahmen zu schaffen“, sagte Gehle.

Eine Weiterentwicklung der Darmkrebsvorsorge fordert die Ärztekammer Niedersachsen. „Es war ein wichtiger Schritt, dass Frauen nun genauso wie Männer bereits ab 50 Jahren Darmkrebsvorsorge wahrnehmen können“, sagte die Kammer-Vizepräsidentin Marion Charlotte Renneberg. „Allerdings erleben wir in der Praxis auch zu­nehmend Darmkrebsfälle im jüngeren Alter. Daher sollte geprüft werden, inwieweit die Altersgrenze weiter abgesenkt werden kann“, mahnt sie.

Die Kammer plädiert außerdem für Warnhinweise auf Alkoholprodukten – vergleichbar mit denen für Zigaretten und Tabak. In Deutschland würden nicht alle Risiken gleichermaßen behandelt, warnt Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker. „Alkohol steigert das Krebsrisiko erheblich und das mit jedem Tropfen“, sagte sie.

Krebsfrüherkennungsuntersuchungen auch während Schwangerschaft und Stillzeit empfiehlt der Berufsverband der Frauenärzte (BVF). „Eine Schwangerschaft stellt keinen Risikofaktor für eine Krebserkrankung dar. Die Früh­erkennung ist im Falle eines Falles aber eine Chance: Auch hier gilt, je früher eine Erkrankung entdeckt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten“, sagte Klaus Doubek, Präsident des BVF. Die Behandlung von Krebs bei Schwangeren sei heute in vielen Fällen gut möglich, ohne dem ungeborenen Kind zu schaden, betont der Gynä­ko­loge.

Auf die gute Versorgung von Krebskranken in Deutschland weist unterdessen die Deutsche Kranken­hausgesell­schaft (DKG) hin. So lägen die Fünfjahresüberlebensraten in Deutschland laut OECD-Daten bei fast allen Krebs­arten über dem an sich schon hohen Niveau in der Europäischen Union – zum Beispiel bei 92 Prozent bei Pros­tatakrebs und 86 Prozent bei Brustkrebs.

„Erfreulich ist auch, dass die Zahl der von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Krebszentren in deutschen Krankenhäusern seit Jahren stetig und spürbar steigt. Waren 2010 noch 641 Zentren zertifiziert, zählt die Krebsgesellschaft heute schon 2083 zertifizierte Organkrebs- und 157 onkologische Zentren“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß zum Weltkrebstag.

Gleichwohl plädiert auch die DKG für mehr Vorsorge: In Deutschland treffe hohe Behandlungsqualität auf be­sonders hohes Risikoverhalten. „Krebsbegünstigende Faktoren wie Übergewicht und vor allem Alkoholkonsum sind in Deutschland besonders ausgeprägt und liegen über dem EU-Durchschnitt“, so Gaß.

Viele krebsbedingte Todesfälle ließen sich zudem durch Früherkennung und damit frühe Behandlung vermeiden. „Und mit der HPV-Impfung ist ein erster Schritt in Richtung Krebsprophylaxe getan, die aber noch viel zu wenig genutzt wird. Hier sind mehr Aufklärung und mehr Information nötig“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende.

Der Weltkrebstag findet jedes Jahr am 4. Februar statt. Er wird von der Union for International Cancer Control (UICC) mit Sitz in Genf organisiert.

hil/dpa

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