Weltweite Zahl der Krebsdiagnosen steigt

Lyon – In diesem Jahr werden weltweit 18,1 Millionen Menschen an Krebs erkranken und 9,6 Millionen daran sterben. Dies ergeben Schätzungen der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), einer Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation. Laut der in CA: A Cancer Journal for Clinicians (2018: doi: 10.3322/caac.21492) veröffentlichten „GLOBOCAN 2018“ hat die Zahl der Krebserkrankungen seit 2012 um 4 Millionen und die Zahl der Krebstodesfälle um 1,4 Millionen zugenommen.
Die Zunahme ist Folge der steigenden Lebenserwartung – die meisten Krebserkrankungen treten im höheren Alter auf – und des Bevölkerungswachstums. Aber auch die wirtschaftliche Entwicklung der Länder hat einen wichtigen Einfluss auf die Häufigkeit einzelner Krebserkrankungen. In ärmeren Ländern sind infektionsbedingte Krebserkrankungen wie Magenkrebs (H. pylori), Leberkrebs (Hepatitis B und C) und Zervixkarzinom (HPV und fehlende Früherkennung) stärker verbreitet als in reicheren Ländern, wo die Menschen eher an Darmkrebs und Brustkrebs erkranken. Das Pankreaskarzinom tritt in den reicheren Ländern drei bis viermal häufiger auf als in ärmeren Ländern. Wegen der hohen Sterblichkeit könnte es in den reicheren Ländern schon bald für mehr Todesfälle verantwortlich sein als Brustkrebs.
Auf Europa entfallen nach den jetzt von Freddie Bray vom IARC in Lyon und Mitarbeitern vorgestellten Daten 23,4 Prozent der weltweiten Krebsfälle und 20,3 Prozent der Krebstodesfälle, obwohl nur 9,0 Prozent der Weltbevölkerung in Europa leben. Der Anteil des amerikanischen Doppelkontinents beträgt 21,0 Prozent für die Krebserkrankungen und 14,4 Prozent für die Krebstodesfälle bei 13,3 Prozent der Weltbevölkerung.
In Europa und Amerika werden Krebserkrankungen jedoch häufiger überlebt als auf anderen Kontinenten. So entfallen auf Asien 57,3 Prozent aller weltweiten Krebstodesfälle bei einem Anteil von 48,4 Prozent aller weltweiten Krebserkrankungen. In Afrika sind es 7,3 Prozent aller Krebstodesfälle bei einem Anteil von 5,8 Prozent aller Krebserkrankungen. Dies liegt laut Bray zum einen an den oft fehlenden Behandlungsmöglichkeiten, zum anderen haben die in Asien und Afrika häufigen Krebserkrankungen eine besonders schlechte Prognose.
Lungenkrebs ist die weltweit am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung (11,6 Prozent aller Fälle) und für die meisten Todesfälle (18,4 Prozent aller Krebstoten) verantwortlich. Bei der Häufigkeit folgen Brustkrebs (11,6 Prozent), Darmkrebs (10,2 Prozent) und Prostatakrebs (7,1 Prozent). Bei den Todesfällen sind Darmkrebs (9,2 Prozent), Magenkrebs (8,2 Prozent) und Leberkrebs (8,2 Prozent) die nächsthäufigen Krebsformen. Auf die „Top 10“ der Krebsarten entfallen zwei Drittel aller neu diagnostizierten Krebsfälle und zwei Drittel aller Krebstodesfälle.
Männer erkranken insgesamt zu 20 Prozent häufiger an Krebs als Frauen. Die größten Unterschiede bestehen beim Lungenkrebs (14,5 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern und 8,4 Prozent bei Frauen). Lungenkrebs ist für 22,0 Prozent aller Krebstodesfälle bei Männern verantwortlich. Es folgen in der Häufigkeit Prostatakrebs (13,5 Prozent) und Darmkrebs (10,9 Prozent) und in der Sterblichkeit Leberkrebs (10,2 Prozent) und Magenkrebs (9,5 Prozent).
Bei den Frauen ist Brustkrebs die weltweit häufigste Krebserkrankung (24,2 Prozent). Brustkrebs ist auch die häufigste Todesursache bei Frauen (15,0 Prozent), gefolgt von Lungenkrebs (13,8 Prozent) und Darmkrebs (9,5 Prozent), die auch die dritt- und zweithäufigste Krebserkrankung sind. Gebärmutterhalskrebs steht bei der Häufigkeit (6,6 Prozent) und bei den Todesfällen (7,5 Prozent) an vierter Stelle.
Innerhalb der Kontinente gibt es einige Auffälligkeiten. So ist Lungenkrebs bei Männern und Frauen in Ungarn deutlich häufiger als in anderen osteuropäischen Ländern. Brustkrebs ist in Belgien häufiger als sonst wo in Westeuropa. Beim Kolonkarzinom sticht eine hohe Erkrankungszahl bei Männern in Ungarn und bei Frauen in Norwegen hervor. Rektumkarzinome werden bei Männern in Südkorea und bei Frauen in Mazedonien ungewöhnlich häufig diagnostiziert. Beim Prostatakrebs fällt eine außergewöhnliche Häufung im französischen Guadeloupe (in der Karibik) auf.
Magenkrebs ist in beiden Geschlechtern in Südkorea sehr häufig. Leberkrebs tritt in der Mongolei sehr viel häufiger auf als im Rest der Welt. Ösophaguskarzinome sind in Malawi stark verbreitet. Das Zervixkarzinom wird in Swaziland häufiger diagnostiziert als in den Nachbarländern, während die Sterblichkeit in Malawi höher ist. Beim Schilddrüsenkarzinom ist es in Südkorea zu einer regelrechten Epidemie gekommen (dort hat ein Screeningprogramm zu einer starken Zunahme von Überdiagnosen geführt).
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