Wer kontrolliert eigentlich die Apobank?
Die Vertreterversammlung der Apobank wird am 18. Juni einen Verlust von 283 Mio Euro abzusegnen haben, verursacht durch Spekulationen. Noch letztes Jahr hatte sie den damaligen Vorstandssprecher Günter Preuß, der die Zockerei zu verantworten hat, mit einer Standing Ovation in den Ruhestand verabschiedet. Die Vertreter hatten offenbar keine Ahnung was los war. Der Aufsichtsrat, der angeblich von Preuß lange im Unklaren über die Schieflage gelassen wurde, scheint erst spät aktiv geworden zu sein; immerhin, er wurde es, jedenfalls deutet Preuß´ Pensionierung mit 64 und die Bestellung eines Aufräumers, Herbert Pfennig, darauf hin.
Hätten die Aufseher nicht schon 2006 oder 2007 Bescheid wissen müssen? 2006 hatte sich die Apobank von der Sachsen LB nämlich eine sogenannte Zweckgesellschaft in Dublin andrehen lassen, zum Erstaunen der Branche. 2007 weigerte sich die WestLB, Fonds dieser Dubliner Tochter zu refinanzieren. 2008 hiess es, die Bank habe für 3,2 Milliarden Euro giftige Wertpapiere in den Büchern, während das haftende Eigenkapital nur 2,5 Milliarden Euro betrug. Wurde niemand stutzig? (Inzwischen, nach Preuß´ bejubeltem Abschied und vielerlei anschließender Hiobsbotschaften, räumt die Apobank sogar 5,5 Milliarden riskanter Papiere ein.)
Wer kontrolliert eigentlich die Apobank? Die Vertreterversammlung setzt sich aus Standespolitikern der Heilberufe zusammen. Ähnlich der Aufsichtsrat: Neben 10 Arbeitnehmervertretern sind das 10 Standespolitiker, nämlich 4 Ärzte, 3 Zahnärzte und 3 Apotheker (die derzeit den Vorsitzenden stellen). Ob sie wirklich alle die komplizierten Geschäfte durchschauten, in die sich ihre Bank eingelassen hatte? Die Prüfvermerke unter den Finanz- und Geschäftsberichten haben ihnen schwerlich helfen können.
Sie sind für Laien nichtsagend, ganz abgesehen davon, dass sich Zweckgesellschaften der Kontrolle entziehen konnten (und deshalb bei Bankvorständen so beliebt waren). Kurzum: Die Vertreterversammlung sollte am 18. Juni Wege suchen, wie sie und der von ihr gewählte Aufsichtsrat künftig verständlich, zeitnah und korrekt zu informieren sind, statt sich als Marketingsinstrument der Apobank vorführen zu lassen. Preuß war übrigens, bevor er Sprecher wurde, im Vorstand für die Kontakte zu den Heilberufen zuständig.
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