Westfälischer Ärztetag warnt vor überhöhten Erwartungen an künstliche Intelligenz

Münster – Die Digitalisierung und insbesondere Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI) haben Abläufe im Gesundheitswesen gravierend verändert, zum Beispiel bei der Terminverwaltung und für Recallsysteme für Impf- und Vorsorgetermine. Darauf weist die Ärztekammer Westfalen-Lippe hin.
„Aber natürlich bestehen auch Sorgen, dass sich das Arzt-Patienten-Verhältnis entmenschlichen wird“, warnte Kammerpräsident Hans-Albert Gehle zur Eröffnung des diesjährigen Westfälischen Ärztetages unter dem Motto „Innovative Horizonte: KI und die Zukunft in der Medizin“ am vergangenen Wochenende.
Alles entscheidend sei die individuelle Arzt-Patienten-Beziehung, so Gehle. KI dürfe zum Beispiel nicht in die gemeinsame Entscheidungsfindung von Arzt und Patient eingreifen, betonte er.
Wichtig sei außerdem die Fragen nach den Datengrundlagen, mittels denen die KI lerne. Gehle forderte daher einen verbindlichen Rechtsrahmen für einen sinnvollen Einsatz von KI in der Medizin. „Es muss immer klar erkennbar und nachvollziehbar sein, auf welchen Entscheidungsparametern ein Algorithmus basiert“, forderte er.
Die KI dürfe auch nicht dazu beitragen, dass ärztliche Kompetenzen und Erfahrungswissen verloren gingen. Es müsse immer wieder überprüft werden, wie valide die Antworten der KI seien und ob sie sind mit den medizinischen Leitlinien übereinstimmten, so der Kammerpräsident.
Gehle sieht aber auch große Chancen in der Entwicklung: „Wenn die KI gut in den ärztlichen Alltag eingebunden wird, könnten wir ein Ziel erreichen, was uns seit Jahren umtreibt: wieder mehr Zeit für die medizinische Behandlung unserer Patientinnen und Patienten zu bekommen“, sagte er.
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