WHO-Bericht: Malaria bleibt trotz relevanter Erfolge eine ernsthafte Bedrohung

Genf – 2024 konnten 170 Millionen Malariafälle und eine Million malariabedingte Todesfälle verhindert werden, heißt es in dem heute veröffentlichten Malariabericht 2025 der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Möglich machten dies neue Instrumente oder Mittel wie Moskitonetze, die mit zwei Wirkstoffen imprägniert sind, oder Impfstoffe. Dennoch bleibt die Krankheit eine ernsthafte globale Bedrohung.
„In die Malariabekämpfung zu investieren, rettet Leben“, betonte Daniel Ngamije, Direktor der WHO-Abteilung Malaria und Vernachlässigte Tropenkrankheiten. Zudem gelten dem Bericht zufolge aktuell 47 Länder und ein Territorium als malariafrei. So wurden 2024 Kap Verde und Ägypten von der WHO als malariafrei zertifiziert, Georgien, Surinam und Osttimor folgten in diesem Jahr.
Darüber hinaus empfiehlt die WHO mittlerweile zwei Impfstoffe. Diese wurden bis Ende 2024 in 17 Ländern eingeführt, heißt es im Bericht. Das Kinderhilfswerk Unicef lieferte über 10,5 Millionen Dosen und ermöglichte so die Impfung von mindestens 2,1 Millionen Kindern im Laufe des Jahres. Bis Oktober 2025 hatten sieben weitere Länder den Impfstoff eingeführt.
WHO-Region Afrika besonders betroffen
„Ungeachtet all dieser guten Nachrichten sterben immer noch zu viele Menschen an einer vermeidbaren und heilbaren Krankheit“, warnte der WHO-Experte Ngamije. Im vergangenen Jahr gab es schätzungsweise 282 Millionen neue Malariafälle; rund 610.000 Menschen starben.
Dabei trägt die WHO-Region Afrika mit Abstand die stärkste Last – etwa 95 Prozent der Todesfälle und 94 Prozent der Malariafälle sind dort aufgetreten. In drei von vier Fällen waren Kinder unter fünf Jahren betroffen.
Ngamije nannte verschiedene Parameter, die den Fortschritt der Malariabekämpfung behinderten. Dazu gehörten zum Beispiel Therapieresistenzen. Laut Bericht wurde in mehreren afrikanischen Ländern eine partielle Artemisininresistenz – Artemisinin gilt als wichtigstes Mittel gegen Malaria – festgestellt. In weiteren Staaten, darunter auch Namibia und der Sudan, gibt es Verdachtsfälle.
Martin Fitchet, Geschäftsführer von Medicines for Malaria Venture, eine gemeinnützige öffentlich-private Partnerschaft zur Erforschung, Entwicklung und Bereitstellung von Malariamedikamenten, erinnerte an die 1980er- und 1990er-Jahre sowie die einsetzende Resistenz gegen den Wirkstoff Chloroquin. „Erfolge können schnell zunichte gemacht werden“, warnte er bei der Vorstellung des Berichts.
Gelder reichen nicht aus
Eine weitere Herausforderung sind den Fachleuten zufolge fehlende Gelder. Weltweit erreichten die Gesamtinvestitionen in die Malariabekämpfung im Jahr 2024 schätzungsweise 3,9 Milliarden US-Dollar. Ziel waren aber 9,3 Milliarden US-Dollar. Länder müssten prüfen, wie sich ihre Budgets erhöhen ließen, sagte Ngamije. Er betonte zugleich: „Wir brauchen eine globale Solidarität.“
Die Experten betonten in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit, in Studien und Innovationen zu investieren. Für dauerhafte Erfolge reiche eine bloße Finanzierung akuter Maßnahmen nicht aus. Stattdessen brauche es beispielsweise neue Präventionsmaßnahmen. Denkbar sei eine einmalige Spritze vor Beginn der Malariasaison, so Fitchet. Häufig steigt die Zahl der Malariafälle mit dem Beginn der Regenzeit.
Allerdings lassen sich eine Reihe von Entwicklungen nicht beeinflussen, etwa eine Kombination aus geänderten Wetterverhältnissen und Klimawandel. Auch Konflikte und Kriege verhindern Erfolge, da vielfach die Infrastruktur der Gesundheitsversorgung zusammenbricht. Medikamente können nicht geliefert, Impfkampagnen müssen ausgesetzt werden.
Das würde auch Überwachungssysteme und Kampagnen zur Verteilung von Moskitonetzen stören, so Peter Sands, Geschäftsführer des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, nach Veröffentlichung des Berichts. Sands warnte auch vor den wirtschaftlichen Folgen: „Wo Malaria grassiert, sind die Gesundheitseinrichtungen überlastet; Kinder können nicht zur Schule gehen und Arbeiter erkranken.“
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