WHO „halbiert“ Zahl der Hepatitis C-Infizierten
Genf – Weltweit sind schätzungsweise 325 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-B- oder dem Hepatitis-C-Virus infiziert. Obwohl beide Erkrankungen behandelt werden können, sind 2015 etwa 1,75 Millionen an den Folgen der chronischen Leberentzündung gestorben. Dies geht aus einem Report der Weltgesundheitsorganisation hervor.
Eine Überraschung des Berichts ist die relativ niedrige Zahl von 71 Millionen Hepatitis C-Infizierten. Frühere Schätzungen waren von einer doppelt so hohen Zahl ausgegangen. Diesen Studien hatten Daten zur Seroprävalenz zugrunde gelegen. Die neueren Tests, die die Virusgene nachweisen, haben jedoch gezeigt, dass nur etwa jeder zweite Mensch, der Antikörper gegen Hepatitis C im Blut hat auch chronisch mit dem Virus infiziert ist. Die Erkrankung heilt häufiger spontan als früher vermutet.
Eine chronische Hepatitis C kann heute mit Medikamenten in zwei bis drei Monaten kuriert werden. Die neuen direkt wirksamen Mittel (DAA) waren jedoch anfangs für die meisten Länder zu teuer. Die Preise für eine 12-wöchige Behandlung lagen bei über 100.000 Euro. Die Preise sind jedoch gefallen und in ärmeren Ländern wie Ägypten, wo die Hepatitis C sehr verbreitet ist, bieten Generikahersteller die Medikamente besonders günstig an. Die gesamte Behandlung kostet nur noch 200 US-Dollar.
Für die Hepatitis B gibt es derzeit keine Heilung. Das Fortschreiten der Erkrankung kann jedoch medikamentös verlangsamt werden. Der wichtigste Wirkstoff ist Tenofovir. Die Behandlungskosten liegen in ärmeren Ländern derzeit bei etwa 48 US-Dollar.
Für die Hepatitis C gibt es noch keinen Impfstoff. Gegen die Hepatitis B wird nicht zuletzt dank des Sponsoring der GAVI Alliance seit 2001 auch in ärmeren Ländern geimpft. Die WHO schätzt, dass weltweit 84 Prozent aller Kinder, die im Jahr 2015 geboren wurden, die drei empfohlenen Dosen des Hepatitis-B-Impfstoffs erhalten haben. Der Anteil der Kinder, die sich im Alter von fünf Jahren mit Hepatitis B infiziert haben, ist von 4,7 Prozent auf 1,3 Prozent gesunken. Es wird allerdings noch viele Jahre dauern, bis die heute geimpften Kinder das Erwachsenenalter erreichen und die Gesamtzahl der Infizierten spürbar sinken kann.
Die meisten Menschen mit Hepatitis B gibt es in Ostasien: In der WHO-Region Westlicher Pazifik (zu der auch China und Indochina gehören) sind 115 Millionen Menschen oder 6,2 Prozent der Bevölkerung infiziert. In Europa sind es nur 15 Millionen oder 1,5 Prozent der Bevölkerung.
Die Prävalenz der Hepatitis C ist mit 2,3 Prozent der Bevölkerung in der östlichen Mittelmeerregion der WHO am höchsten. Dort gibt es 15 Millionen Infizierte. In Europa sind bei einer Prävalenz von 1,5 Prozent 14 Millionen Menschen chronisch mit Hepatitis C infiziert.
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