Wie Chlamydien die körpereigene Krebsabwehr umgehen
München – Chlamydien sorgen dafür, dass in ihren Wirtszellen das Protein p53 abgebaut wird. Damit blockieren sie einen wichtigen Schutzmechanismus infizierter Zellen, die Einleitung des programmierten Zelltods. Die Erreger gewinnen so genügend Zeit, um sich im Innern der Zellen erfolgreich zu vermehren. Für den Wirtsorganismus hat das jedoch fatale Folgen: Durch die Zerstörung von p53, dem zentralen „Wächter des Genoms“, steigt die Gefahr, dass mutierte Zellen nicht absterben und sich stattdessen zu Krebszellen entwickeln. Das berichten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin in Nature Communications (doi:10.1038/ncomms6201).
Täglich entstehen in vielen Körperzellen hunderte von Mutationen. Das Protein p53 wird daraufhin aktiviert und soll diese Veränderungen im Erbgut begrenzen. Entweder repariert die Zelle die geschädigte DNA oder startet das zelluläre Selbstmordprogramm. Dieser Mechanismus schützt den Körper normalerweise vor der Entstehung von Krebs.
Infektionen mit Chlamydien führen zu einer drastischen Erhöhung der Mutationsrate. Für die Chlamydien wäre die Aktivierung des Selbstmordprogrammes aber fatal, weil sich die Bakterien nur innerhalb ihrer Wirtszellen vermehren, von denen sie ihre Nährstoffe beziehen. Chlamydien verhindern deshalb die Selbstzerstörung der Zellen. Die Forscher konnten nun zeigen, dass die Chlamydien das Überleben der Wirtszellen durch den Abbau von p53 sichern. Dies bewerkstelligen sie über die Aktivierung eines in der Zelle bereits vorhandenen Abbauweges.
Infektionen mit den sexuell übertragenen Bakterien Chlamydia trachomatis bleiben oft unbemerkt. Die Erreger gelten nicht nur als häufigste Ursache weiblicher Unfruchtbarkeit; sie stehen auch im Verdacht, das Risiko für Unterleibskrebs zu erhöhen.
„Der Einfluss von Chlamydien auf p53 ist ein wichtiges Teil im komplizierten Puzzle der Tumorentstehung. Je mehr sich der Zusammenhang zwischen Infektion und Krebs erhärtet, desto wichtiger wird es sein, die Entwicklung wirksamer Impfstoffe und Antibiotika zur Krebsvorbeugung voranzutreiben“, erklärte Thomas Meyer, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut.
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