Medizin

Wie Sie Weihnachten gesund überstehen (und die Weisheit in der Familie fördern)

  • Samstag, 23. Dezember 2017
Uploaded: 20.12.2016 11:53:26 by maybaum

Üppiges Essen, Bewegungsmangel, der Stress beim Geschenkekauf und die Familienkrise am Tannenbaum, schließlich der Alkoholexzess am Jahresende können in der Weihnachtszeit schnell eine Gesundheitskrise auslösen. Auf den Notfallaufnahmen der Kliniken dürfte auch in diesen Jahr wieder Hochbetrieb herrschen.

Es gibt also gute Gründe, es in diesem Jahr ruhiger angehen zu lassen. Ob die Bestellung der Geschenke im Internethandel die Nerven schont oder ob eher die Angst vor der verspäteten Lieferung der Psyche schadet, wurde bisher nicht untersucht. Doch beim Besuch der Weihnachtsmesse sollten sie dieses Jahr kräftig mitsingen. Noch besser wäre es, sie hätten sich im Kirchenchor engagiert. Denn die wöchentlichen Sangestermine schulen nicht nur Gehör und Stimme. Sie sind auch ein Balsam für die Seele, wie eine Studie der psychiatrischen Norwich Medical School belegt.

Seit 2005 gibt es dort die SYHO-Initiative („Sing Your Heart Out“), die zunächst nur an Patienten mit Depressionen und Angststörungen gerichtet war. Das gemeinsame Singen in der Gruppe sollte das Selbstbewusstsein steigern und der Vereinsamung vieler Patienten entgegenwirken. Studienleiter Tom Shakespeare ist überzeugt, dass das Singen die Erholung seiner Patienten fördert. Seit die Gesangstermine nicht mehr als „Chorsingen“ bezeichnet werden, interessieren sich auch Menschen außerhalb der Kirche für das Projekt. Die Klinik bietet die Treffen mittlerweile auch für Einwohner der Stadt an, die nicht wegen psychiatrischer Erkrankungen behandelt werden.

Das Weihnachtsessen bleibt ein Gesundheitsrisiko. Die traditionelle Gans und die Naschereien führen nach Berechnungen von Marvin Lipman vom New York Medical College dazu, dass der Erwachsene durchschnittlich 5.240 Kilokalorien zu sich nimmt – mehr als doppelt so viel wie er benötigen würde, wenn er einer körperlichen Arbeit nachginge, was zu Weihnachten eher der Fall ist.

Dabei ist die Weihnachtspute besser als ihr Ruf – wenn man sich denn beschränken kann und auf die fettigen Anteile verzichtet und die Portion nicht größer ist als ein Kartenspiel. Das magere Fleisch enthält nicht nur reichlich Proteine, es deckt auch 20 Prozent des Selenbedarfs. Das Spurenelement fehlt in anderen Nahrungsmitteln häufig. Hinzu kommen noch einmal 10 Prozent des täglichen Eisenbedarfs, wie Forscher des King’s College London schreiben. Sie empfehlen als Beilage Rosenkohl wegen des hohen Gehalts an Vitamin C und Vitamin K. Rote Beete und andere Wurzelgemüse könnten wegen ihres Nitratgehaltes helfen, den Blutdruck zu Weihnachten nicht allzu sehr steigen zu lassen.

Als Vorspeise empfehlen die Forscher Nüsse, als Nachspeise Obst. Salat sollte natürlich nicht fehlen (auch wenn er dieser Tage nicht einfach zu erhalten ist). Senioren, die täglich ein bis zwei Portion Gemüse zu sich nahmen, erzielten im Memory and Aging Project in kognitiven Tests die besten Ergebnisse. Die Unterschiede zu den Gemüsevermeidern sollten nach einer Untersuchung der Rush University nicht weniger als 11 Jahre ausgemacht haben.

Aber auch Schokolade ist zu Weihnachten erlaubt, am besten die Sorten mit einem höheren Kakao-Gehalt, die ebenfalls den Blutdruck senken. Keinesfalls sollte man – auch nicht aus einem schlechten Gewissen heraus – die Schokolade an den Hund verfüttern. Das ist offenbar in England eine Unsitte. Hunde vertragen die im Kakao enthaltenen Theobromine nicht. Zu Weihnachten und Ostern kommt es deshalb zu vielen ungeplanten Besuchen beim Tierarzt.

Im Anschluss an das Weihnachtsessen folgt in jedem Jahr die Bescherung. Sollte in diesem Jahre das Geld gefehlt oder ihnen einfach die Ideen ausgegangen sein, dann bietet eine Untersuchung der Wake Forest University in Winston-Salem – vielleicht – eine gute Ausrede. Armut, das zeigen ihre Experimente fördert nämlich die Weisheit. Weisheit definieren die Forscher als die Fähigkeit, die Perspektiven anderer zu berücksichtigen und Kompromisse zu schließen.

Dies fiel in zwei Experimenten ärmerem Menschen leichter als Angehörigen der (ein-)gebildeten Mittelschicht. Der Grund könnte darin liegen, dass ärmere Menschen aufgrund der knapperen Ressourcen häufiger gezwungen sind, sich mit anderen Menschen zu einigen, um ihren fairen Anteil zu erhalten. Reichere Menschen können ihre Probleme mit Geld lösen und entwickeln sich dadurch eher zu Ignoranten und Egoisten. Und davor wollen Sie ihre Familie doch sicherlich bewahren.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung