Wird Sawicki auf die schäbige Art abserviert?
Professor Dr. med. Peter Sawicki aus Köln ist für die Pharmaindustrie ein rotes Tuch; durchaus auch im politischen Sinne. Der Leiter des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen), 2004 für sechs Jahre berufen, macht ihr das Leben schwer, indem er mittels seines Instituts mancherlei Arzneimitteln den behaupteten Nutzen abspricht und somit das Geschäft verdirbt.
Die Pharmaleute hätten ihn deshalb gerne weg. Auf die seriöse Art scheint das nicht zu klappen. Weder konnten dem IQWiG gravierende Fehler in der Bewertung nachgewiesen, noch Zweifel an der wissenschaftlichen Seriosität von Sawicki erhärtet werden.
Als Handhabe gegen Sawicki müssen nun vage Vorwürfe auf selbstherrliche Amtsführung, schon ältere auf Vetternwirtschaft und jetzt auch auf Abrechnung von Privatausgaben als Spesen herhalten. Gerade Letzteres ist, falls nachweisbar, seit jeher die Methode der Wahl, jemanden los zu werden.
Nicht die feine Art, eher feige, aber erprobt, siehe zuletzt Ulla Schmidt. Die Vorwürfe sind nicht ganz neu, kamen aber prompt nach der Bundestagswahl wieder hoch. Da bekam nämlich die FDP das für das IQWiG zuständige Bundesgesundheitsministerium zugesprochen. Und auf die FDP setzen all´ jene, die die IQWiG-Gutachten gern etwas liberaler hätten.
Wirtschaftsprüfer prüfen, auf eigenes Betreiben des Beschuldigten, gerade die Vorwürfe. Der (ehrenamtliche) IQWiG-Vorstand soll sodann formal im Januar entscheiden. Dieser besteht zur Zeit aus Georg Baum (Deutsche Krankenhausgesellschaft), Johann-Magnus Freiherr von Stackelberg und Gernot Kiefer (beide GKV), Dr. med. Andreas Köhler (KBV) und der frisch bestallte Staatsekretär Stefan Kapferer vom BMG.
Ein Versuchsballon wurde von unbekannter Seite soeben hochgelassen: ein online-Dienst (kma/thieme) will gehört haben, als Nachfolger von Sawicki sei Prof. Dr. med. Franz Porzsolt im Gespräch. Der lehrt an der Uni Ulm klinische Ökonomik und ist ein ausgewiesener Fachmann für Kosten-Nutzen-Bewertungen. Wurde die Nachfolge demnach abgekartet und wird Sawicki auf die schäbige Art abserviert?
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: