Wirtschaftsforscher korrigieren Berechnung zur Kinderarmut
Berlin – Die Kinderarmut in Deutschland ist neuesten Berechnungen zufolge deutlich niedriger als bislang angegeben: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin revidierte seine Zahlen zur Armutsstatistik nach Angaben vom Freitag aufgrund neuer Methoden zur Einkommensmessung. Im Jahr 2005 lag der Anteil armer Kinder in Deutschland demnach bei zehn Prozent und nicht bei 16,3 Prozent, wie zunächst angegeben. Aktuell liege die Kinderarmut bei 8,3 Prozent, sagte DIW-Experte Markus Grabka.
Vorwürfe, das Institut habe falsche Daten veröffentlicht und damit die Grundlage für „falsche politische Maßnahmen“ geliefert, wies das DIW zurück. „Eine Datenpanne hat es nicht gegeben", erklärte der Vorstandsvorsitzende Gert G. Wagner. Die Zahlen seien im Gegenteil durch die neuen Methoden „genauer“.
Das DIW begründete die Revision der Zahlen für die zurückliegenden Jahre mit der sinkenden Auskunftsbereitschaft der Bevölkerung. Einige Bürger seien nicht bereit, Auskunft über ihr Einkommen zu geben, was sich unmittelbar auf die Daten zum Haushaltseinkommen auswirke. Dieser Messfehler sei mit einer „neuen international anerkannten Methode“ zur Erfassung der Einkommen behoben worden, so Grabka.
Die Korrektur ändert laut DIW freilich nichts daran, dass Kinder und Jugendliche die in Deutschland am stärksten von Armut betroffene Bevölkerungsgruppe sind. Die Zahlen zur Kinderarmut basieren auf Befragungen im Rahmen der Langzeituntersuchung SOEP, während der jährlich immer die gleichen 20.000 Menschen unter anderem zu Einkommen, Bildung, Arbeit und Gesundheit befragt werden. Die Zahlen über die Kinderarmut, die 2009 in einem OECD-Bericht erschienen, hatten damals für viel Wirbel gesorgt.
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