Wissenschaftler bewerten subklinische Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft neu

Rhode Island – Wissenschaftler haben sich jetzt gegen ein allgemeines Schilddrüsenscreening von Schwangeren und die Behandlung einer latenten Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft ausgesprochen. Die Ergebnisse der Forscher des Maternal-Fetal-Medicine-Units-(MFMU-)Netzwerks des Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development sind im New England Journal of Medicine erschienen (2017; doi: 10.1056/NEJMoa1606205).
Mehrere Beobachtungsstudien der vergangenen 30 Jahre warfen die Vermutung auf, dass subklinische Schilddrüsenerkrankungen während der Schwangerschaft mit ungünstigen Folgen wie einem niedrigeren IQ der Nachkommen assoziiert sein könnten. Die Ergebnisse dieser Studien führten dazu, dass verschiedene Organisationen ein routinemäßiges Screening auf Schilddrüsenunterfunktion und eine Therapie einer latenten Schilddrüsenunterfunktion bei schwangeren Frauen empfahlen.
Eine neue Studie zeigt laut den Autoren jetzt jedoch, dass ein allgemeines Screening auf eine subklinische Hypothyreose und eine anschließende Therapie das Outcome in Gesundheit von Müttern oder Kindern nicht verbessert. Die Forscher des MFMU führten zwei randomisierte, placebokontrollierte Studien in 15 verschiedenen Zentren durch, darunter das Women & Infants-Krankenhaus. Die Wissenschaftler untersuchten Frauen mit Einlingsschwangerschaften vor der zwanzigsten Schwangerschaftswoche auf eine subklinische Hypothyreose. Diese ist charakterisiert durch ein mittelhohes TSH-Level und ein normales Thyroxin-(T4-)Level. Für einen Mangel an Thyroxin (T4) spricht ein niedriger Spiegel von freiem Thyroxin (T4) bei der Mutter sowie ein TSH-Spiegel im normalen Bereich.
In separaten Versuchen wurden die Frauen zufällig Gruppen zugewiesen, in denen sie entweder Levothyroxin, ein gängiges Medikament zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion, oder ein Placebo zur Einnahme bekamen. Die Funktion der Schilddrüse wurde während der Schwangerschaft monatlich bewertet und die Kinder durchliefen über einen Zeitraum von fünf Jahren Entwicklungs- und Verhaltenstests. Die Forscher stellten heraus, dass die Behandlung einer subklinischen Hypothyreose oder eines Mangels an Thyroxin zu keiner Verbesserung der kognitiven Entwicklung der Kinder bis zu einem Alter von fünf Jahren führte. Auch die Ergebnisse in Bezug auf die direkten Umstände der Geburt oder des Neugeborenen zeigten keine Verbesserung.
Die Forschungsgruppe schlussfolgert, dass aus einer Behandlung verglichen mit keiner Behandlung bei subklinischer Hypothyreose oder latentem Thyroxinmangel während der Schwangerschaft keine signifikant besseren kognitiven Ergebnisse bei Kindern bis zu fünf Jahren resultieren.
Daher betonen die Forscher, dass die Ergebnisse ihrer Studie ein Screening auf subklinischen Hyperthyreodismus oder Thyroxinmangel während der Schwangerschaft nicht unterstützen. Sie merken jedoch an, dass ihre Ergebnisse nicht für Frauen mit tatsächlicher Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft gelten. Diese, so die Wissenschaftler, sollten während der Schwangerschaft behandelt werden, da eine Behandlung sowohl für sie und ihr Baby von Nutzen sei.
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