Vermischtes

Wissenschaftler fordern nationales Mortalitätsregister für Deutschland

  • Mittwoch, 16. November 2016

Berlin – Medizinische Daten im Rahmen von sogenannten Big-Data-Konzepten besser nutzbar zu machen, fordert der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) zusammen mit Epidemiologen und Sozialforschungsinstituten. Der RatSWD ist ein unabhängiges Gremium von Wissenschaftlern aus Universitäten, Hochschulen und anderen Einrichtungen. Er wurde 2004 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingerichtet, um die Forschungsdateninfrastruktur für die empirische Forschung zu verbessern.

Der Rat fordert, die rechtlichen Grundlagen empirischer Forschung zu überarbeiten. Diese sollten rasch an die aktuellen Rahmenbedingungen von Datenschutz und Wissenschaft angepasst werden. Zusammen mit dem Leibniz-Institut für Präventions­forschung und Epidemiologie (BIPS) fordert er konkret, Sozial- und Medizindaten intensiver zu nutzen. Sie sollten nicht „durch ihre fortlaufende Löschung ungenutzt bleiben“, sondern vielmehr „unter strenger Einhaltung des Datenschutzes verfügbar und mit weiteren Datensätzen verknüpfbar gemacht werden.“ „Eine entsprechend gestaltete neue Rechtsgrundlage würde dem großen wissenschaftlichen Interesse gerecht werden und einen hohen gesellschaftlichen Nutzen bieten“, hieß es aus dem RatSWD.

Er empfiehlt in diesem Zusammenhang auch, ein nationales Mortalitätsregister in Deutsch­land aufzubauen. Derzeit gebe es lediglich in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen erste Strukturen eines solchen. Es sei daher sinnvoll, diese in einem ersten Schritt systematisch zu überprüfen und ein Gesamtkonzept dafür auszuarbeiten, wie eine bundesdeutsche Umsetzung erfolgen könnte, hieß es aus dem RatSWD.

Auch die Politik möchte medizinische Daten zu Forschungszwecken nutzbar machen. Das BMBF ist dazu im Sommer 2016 dem europäischen Bioinformatik-Netzwerk ELIXIR beigetreten. Es unterstützt europäische Wissenschaftler aus 19 Staaten bei der Analyse großer Datenmengen. „Die bessere Nutzung von Big Data in den Lebenswissenschaften trägt wesentlich dazu bei, unser Gesundheitssystem für die Zukunft zu stärken“, erklärte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU).

Auch ihr Kollege Hermann Gröhe (CDU) setzt auf Big Data: „Wenn Medizin präzise werden soll, dann sind Big Data und die massenhafte Auswertung von Versorgungs­daten ein Muss“, sagte er im Oktober 2016 bei einer Veranstaltung der Hochschule für Gesundheit Bochum.

hil

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