Medizin

Wissenschaftler fordern rasche Maßnahmen gegen Ausbreitung von neuen Coronavarianten

  • Donnerstag, 21. Januar 2021
/peterschreiber.media, stock.adobe.com
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Göttingen – Rasche europaweite Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Varianten von SARS-CoV-2 fordern Wissenschaftler im Magazin The Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)00150-1). Grund ist, dass sich die Varianten B.1.1.7 und B1.351, die zuerst in Großbritannien beziehungsweise Südafrika identifiziert worden sind, bereits in vielen europäischen Ländern ausgebreitet haben.

„Obwohl die biologischen Eigenschaften dieser Varianten noch charakterisiert werden müssen, deuten epidemiologische Daten darauf hin, dass sie eine höhere Übertragbarkeit haben als die ursprüngliche Variante“, schreiben sie. Angenommen, die B.1.1.7-Variante erhöhe die Reproduktionszahl R von 1 auf 1,4, dann bedeute dies ohne Änderung des Verhaltens der Bevölkerung rund eine Verdoppelung der Fallzahlen pro Woche.

„Dies könnte zum Zusammenbruch der Gesundheitssysteme führen“, warnen die Autoren des Beitrages. Es wären dementsprechend große Anstrengungen nötig, um R wieder auf 1 oder weniger zu senken und die Kontrolle zurückzugewinnen, so die Wissenschaftler. Die Reproduktionszahl beschreibt, wie viele Menschen eine infizierte Person im Mittel ansteckt.

Konkret empfehlen die Wissenschaftler unter anderem:

  • Frühzeitig handeln: Maßnahmen zur Eindämmung ergreifen, bevor die Fallzahlen in die Höhe schnellen.

  • Die Zahl der physischen Kontakte reduzieren: Kleine, stabile sogenannte soziale Blasen und stabile Gruppen zu Hause und am Arbeitsplatz sollten gegenüber wechselnden Kontakten bevorzugt werden.

  • Die Politik sollte ihre Maßnahmen klar und verständlich begründen.

  • Genetische Sequenzierung und PCR-basierte Erkennung der B.1.1.7-Variante sowie anderer Varianten von SARS-CoV-2 sollten verstärkt genutzt werden.

  • Einschränkung des Reiseverkehrs, Tests und Quarantäne für grenzüberschreitende Reisende.

„Gesundheitspersonal und andere Mitarbeiter an vorderster Front haben bereits die meiste Zeit des ver­gan­genen Jahres unter extremen Bedingungen gearbeitet, was ihre physische und psychische Gesund­heit stark beeinträchtigt hat“, schreiben die Wissenschaftler.

Wenn Varianten wie B.1.1.7 zu einem erneuten Anstieg der Fälle führten, könnte dies das Gesundheits­personal überfordern und die Gesundheitssysteme an die Belastungsgrenze bringen.

„Es ist von entscheidender Bedeutung, sicherzustellen, dass die Belastung der Angehörigen der Gesund­heits­berufe gemildert wird und gleichzeitig die Nachhaltigkeit der Systeme gewährleistet wird. Eine ad­ä­quate Unterstützung dieser entscheidenden Kräfte könnte zusätzliche Mittel erfordern“, so die Autoren im Lancet.

hil

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