Wissenschaftlichkeit muss Grundlage ärztlicher Tätigkeit bleiben

Berlin – Die wissenschaftliche Medizin muss weiterhin die Grundlage ärztlicher Tätigkeit bilden. Dafür hat sich die Bundesärztekammer (BÄK) in ihrer Stellungnahme „Wissenschaftlichkeit als konstitutionelles Element des Arztberufes“ ausgesprochen, die sie auf Empfehlung ihres Wissenschaftlichen Beirats vorgelegt hat.
Um Schritt halten zu können mit dem enormen Erkenntniszuwachs und dem technischen Fortschritt müssten Ärzte wissenschaftliche Informationen und ihre Quellen kritisch evaluieren und anwenden können, heißt es darin.
Der Grundstein für den Erwerb der Wissenschaftskompetenzen werde in der medizinischen Ausbildung gelegt. Die BÄK verweist gleichzeitig auf die Bedeutung der ärztlichen Weiter- und Fortbildung im Hinblick auf die kontinuierliche Weiterentwicklung der im Studium erworbenen Kenntnisse.
„Wissenschaftlichkeit und lebenslanges Lernen sind Kernelemente der ärztlichen Tätigkeit“, betonte BÄK-Präsident Klaus Reinhardt. Nur wenn sie fachlich auf dem neuesten Stand seien, könnten Ärzte ihre Patienten optimal behandeln. Er erläuterte, die bewährte ärztliche Fortbildungskultur werde aber durch die extreme Arbeitsverdichtung und die ausufernde Bürokratie in Krankenhäusern und Praxen bedroht.
Die von einem Arbeitskreis des Wissenschaftlichen Beirats unter der gemeinsamen Federführung von Robert Jütte und Heyo Kroemer erarbeitete Stellungnahme betont außerdem die Notwendigkeit einer Finanzierung von Fortbildungsveranstaltungen innerhalb des Systems, um einer möglichen Einflussnahme der pharmazeutischen Industrie durch Sponsoring entgegenzuwirken.
Neben klassischen Fortbildungsveranstaltungen sei zudem ein Ausbau des digital gestützten Zugangs zu Informationen ebenso notwendig wie die Förderung des „Organisationalen Lernens“, zum Beispiel in ärztlichen Peer-Reviews oder Qualitätszirkeln.
Die ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung muss nach Auffassung der Experten darüber hinaus die Versorgungsrealität widerspiegeln, die immer stärker geprägt werde von Interdisziplinarität, Interprofessionalität und flachen Hierarchien.
So setze die zunehmende Ambulantisierung der medizinischen Versorgung einen entsprechenden Zuwachs und eine kontinuierliche Weiterentwicklung medizinisch-wissenschaftlicher Expertise im ambulanten Bereich voraus. Dies erfordere auch eine verstärkte Kooperation zwischen ambulantem und stationärem Sektor nicht nur in der Aus-, Weiter- und Fortbildung, sondern auch bei Forschungsaktivitäten.
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