Wohngegend beeinflusst den Blutdruck

Chicago – Der Umzug aus einem rein von Afroamerikanern bewohnten Stadtteil in eine durchmischte Wohngehend war in einer Studie in JAMA Internal Medicine (2017; doi: 10.1001/jamainternmed.2017.1226) mit einem Rückgang des systolischen Blutdrucks verbunden.
US-Amerikaner wechseln häufiger ihren Wohnort als Menschen in Deutschland. Dabei spielt neben dem Wechsel des Arbeitsplatzes auch das soziale Umfeld eine große Rolle. Wer es sich leisten kann, zieht in eine bessere Wohngegend mit einer besseren Infrastruktur, besseren Schulen und einer besseren medizinischen Versorgung. Für Afroamerikaner bedeutet es einen sozialen Aufstieg, wenn sie in einen Stadtteil ziehen, in denen nicht nur Afroamerikaner wohnen.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Menschen in den schwarzen Ghettos höhere kardiovaskuläre Risiken aufweisen. Kiarri Kershaw von der Feinberg School of Medicine und Mitarbeiter haben jetzt erstmals untersucht, wie ein Wechsel in eine besser durchmischte Wohngegend sich auf den Blutdruck auswirkt.
Grundlage waren die Daten der CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Development in Young Adults), die seit Mitte der 1980er Jahre eine Gruppe von 5.115 jüngeren schwarzen und weißen Männern aus vier Großstädten begleitet. Die jetzige Analyse ist auf 2.280 Afroamerikaner beschränkt, die häufiger in ärmeren Gegenden aufwachsen. Tatsächlich wohnten zu Beginn 1.861 Teilnehmer in stark segregierten Stadtteilen. Dort war der systolische Blutdruck zu Beginn der Studie signifikant höher als in reicheren Wohngegenden.
Fast alle Teilnehmer sind in den folgenden Jahrzehnten mindestens einmal umgezogen. Die Afroamerikaner, die den Aufstieg in eine weniger segregierte Wohngegend schafften, hatten später einen um etwa 1 mmHg niedrigeren systolischen Blutdruck. Wer permanent den Sprung in eine Gegend mit geringer Segregation schaffte, hatte laut Kershaw sogar einen um 5,72 mm Hg niedrigeren systolischen Blutdruck. Bei einem dauerhaften Umzug in eine Gegend mit mittlerer Segregation betrug der Unterschied 3,94 mm Hg.
Kershaw führt den niedrigeren Blutdruck auf die bessere Lebensqualität zurück. In gemischten Stadtteilen gebe es weniger Gewalt auf den Straßen und in den Schulen. Es gebe bessere Geschäfte mit gesünderen Nahrungsmitteln sowie in der Regel auch eine bessere Gesundheitsversorgung.
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