praxisnah

Wunschtermine

  • Montag, 15. Februar 2010

Ein erzürnter Patient sitzt vor mir und beschwert sich zutiefst, dass er auf den Facharzttermin 6 Wochen hat warten müssen. So gehe das nicht, beklagt er sich. Wenn er es wünsche, möchte er umgehend den Facharzt sehen und nicht vom Hausarzt abgespeist werden.

Ich entgegne, dass der Hausarzt sein Problem hat klären können und der freie Zugang zu den Fachärzten nun mal politisch nicht gewollt sei. Aber zufrieden stellen kann ich ihn nicht, wütend verlässt er die Praxis. Sein Zorn berührt mich tief, und ich frage meine medizinische Fachangestellte, ob unsere Terminvergabe tatsächlich nur Anlass zum Ärger sein kann.

Nein, so berichtet sie freimütig, hätte der Hausarzt angerufen, so hätte der Patient selbstverständlich innerhalb eines Tages einen Termin bekommen. Ich bohre weiter: Wie steht es mit den anderen Patienten, müssen diese ebenfalls so lange warten?

Nun, Patienten mit akuter Luftnot, Brustschmerzen, TIA-Symptomatik und Verdacht auf Venenthrombosen kämen selbstverständlich sofort dran, meint sie. Bekannte bekommen ebenfalls kurzfristige Termine, chronisch schwer Erkrankte sowieso. Termine, bevor der Flieger geht, bevor die AU ausläuft, wenn der Betriebsarzt dies möchte, all das kriegen wir schon hin, so meint sie.

Beruhigt lehne ich mich zurück. Nein, ich kann seinen Zorn nicht in vollem Umfang teilen. Für die Akutversorgung stehen wir gerade, für Änderungen der Politik muss er einen Termin in Berlin ausmachen. Wenn er ihn den kriegt.

mis

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