Wurmkur bei Darmkrebs: Parasiten noch nicht reif für die Darmtherapie

Duisburg-Essen – Vergleichende Studien belegen, dass Würmer bei Autoimmunerkrankten, die den Darm betreffen, helfen können. Leiden Patienten jedoch an entzündlichem Darmkrebs, schaden die Parasiten mehr als sie nützen. Das fanden Forscher des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) heraus. Ihre Ergebnisse wurden jetzt in PLoS Pathogens veröffentlicht (2017; doi: 10.1371/journal.ppat.1006649).
Wer Band-, Spul- oder Fadenwürmer hat, könnte weniger Probleme mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) haben als nicht befallene Menschen. Zwei Studien in Gut und Gastroenterology aus dem Jahr 2005 mit Colitis-Ulzerosa- und Morbus-Crohn-Patienten zeigten vielversprechende Ergebnisse mit dem Fadenwurm Trichuris suis ova. Patienten nahmen dabei unter anderem Eier von Würmern zu sich. Retrospektiv hatten die Patienten jedoch keinen signifikanten Vorteil, weshalb viele Studien vorzeitig beendet wurden oder die Ergebnisse unpubliziert blieben.
Im Gegensatz dazu konnten Forscher in Mäusen mit einer Natrium-Dextransulfat-(DSS-)induzierten Colitis einen Rückgang der Entzündung durch den roten Fadenwurm Heligmosomoides polygyrus oder den Rattenbandwurm Hymenolepis diminuta beobachten (Parasite Immunology 2012). Die aktuelle Publikation von Eva Pastille et al. zeigt allerdings, dass sich bestimmte Parasiten als Therapiemittel nur mäßig eignen. Mehr noch: Bei entzündlichen Darmkrebserkrankungen könnten die Parasiten das Tumorwachstum sogar fördern.
Diesen Verdacht konnten die Infektionsimmunologen am UK Essen jetzt in einer Untersuchung an Mäusen erhärten. Schluckten die Mäuse Helminthen (Heligmosomoides polygyrus), klang die Entzündung nicht ab. Stattdessen aktivierte der Parasitenbefall die Immunzellen, die Entzündungen nahmen weiter zu und damit auch das Tumorwachstum. „Deshalb müssen wir erst noch genauer untersuchen, wie Helminthen auf das Immunsystem wirken, bevor sie in der Therapie eingesetzt werden“, sagt Astrid Westendorf vom Institut für Medizinische Mikrobiologie.
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