Vermischtes

Zahl der Auszubildenden in der Pflege steigt

  • Montag, 14. November 2022
/picture alliance, Martin Schutt
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Berlin – In Deutschland entscheiden sich wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege. Das geht aus einem Bericht des Bundesfamilienminis­teriums hervor, der den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt.

Demnach lag die Zahl derer, die 2021 ihre Ausbildung begannen, mit 61.329 Personen rund sieben Prozent höher als im Vorjahr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Sommer befanden sich Ende 2021 mehr als 102.00 Personen in der Ausbildung. Die Pflegeausbildung ist laut Familienministerium der größte Ausbildungsberuf in Deutschland.

Weiterhin wählen hauptsächlich Frauen diesen Beruf. Ihr Anteil liegt bei 76 Prozent. Nicht so gut schnitt laut Bericht des Familienministeriums das Pflegestudium ab: Hier stieg die Zahl der Studierenden nur geringfügig. Im Wintersemester 2021/22 wurden nur knapp 50 Prozent der angebotenen Studienplätze tatsächlich belegt.

Um die Kranken- und Altenpflege attraktiver zu machen, hatte die Bundesregierung 2020 die Ausbildung re­for­miert. Seitdem gibt es eine einheitliche Ausbildung für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege. Im drit­ten Jahr können sich die Bewerber für eine Fortsetzung der generalistischen Ausbildung entscheiden oder ihren Schwerpunkt auf Alten- oder Kinderkrankenpflege legen.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) zeigt sich erfreut über den Trend. „ Wir müssen diesen für unsere Gesellschaft so wichtigen Beruf attraktiver machen und mehr junge Menschen für eine Ausbildung begeis­tern“, sagte sie den Funke-Zeitungen. Ihr Ministerium hatte kürzlich unter dem Motto „ Pflege kann was“ eine dreijährige Kampagne zur Stärkung der Ausbildung gestartet.

Zuvor hatte eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung ergeben, dass Jugendliche bei der Be­rufswahl stark auf das Image achten. Ihnen komme es vor allem darauf an, aufgrund des Berufs als intelligent, gebildet, einkommensstark, angesehen und fleißig wahrgenommen zu werden.

Die Neigung, eine Ausbildung in der Pflege zu beginnen, sei größer, wenn Pflegekräften entsprechende Attri­bute zugeschrieben würden, hieß es. Jeder Fünfte (19 Prozent) kann sich der Befragung zufolge eine Pflege­ausbildung gut vorstellen, 29 Prozent eventuell. 52 Prozent schließen sie für sich aus.

Die Vorsitzende des Deutschen Pflegerates, Christine Vogler, hatte die Zahlen bereits im Sommer als gutes Signal bezeichnet. Offenbar steige das Bewusstsein dafür, dass Pflege ein sinnvoller und vielfältiger Beruf mit hoher Zukunftsperspektive sei.

Vogler mahnte zugleich zu Vorsicht: Schon vor der Reform hätten 20 bis 25 Prozent ihre Ausbildung abge­bro­chen. Es gebe noch keine belastbaren Zahlen darüber, wie die Bewerber mit der neuen Ausbildung zurecht­kämen.

Im Oktober zeigte ein Report der Gewerkschaft Verdi, dass die Qualität der Pflegeausbildung durch chronische Personalnot in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten leide. „Weniger als 43 Prozent der Aus­zubildenden in der Pflege sind mit ihrer Ausbildung zufrieden.

Das ist ein Alarmsignal und deutlich schlechter als in anderen Berufen“, erklärte Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Über alle Ausbildungsberufe hinweg sind nämlich gut 71 Prozent der Auszubildenden zufrieden oder sogar sehr zufrieden.

In der Pflege fühlt sich fast die Hälfte der Auszubildenden häufig oder immer belastet. Viele klagen über ho­hen Zeitdruck (62 Prozent), mangelnde Vereinbarung von Berufs- und Privatleben (48 Prozent) sowie fehlende Pausen (43 Prozent). 58 Prozent berichten, dass sie immer oder häufig Probleme haben, sich in ihrer Freizeit zu erholen – eine Verdoppelung gegenüber 2015.

Auch bei der Praxisanleitung liegt laut Verdi-Studie einiges im Argen: 43 Prozent berichten, selten oder nie von Praxisanleitern an ihre Aufgaben herangeführt zu werden. Besonders gravierend ist das Problem in der Altenpflege, wo das für fast zwei Drittel gilt.

Auch die Zahl der Lehrkräfte an den Pflegeschulen müsse steigen, fordert Verdi. Um die nötigen Lehrkräfte auszubilden, müssten die Bundesländer gebührenfreie Studienplätze in ausreichender Zahl zur Verfügung stellen.

kna

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