Zahl der Neuinfektionen fast verdoppelt

Berlin – Die Zahl der Coronaneuinfektionen hat sich sprunghaft erhöht. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 8.324 Neuinfektionen – und damit mehr als 4.400 mehr als am Vortag (3.912).
Das geht aus Zahlen von heute Morgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.09 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 4.996 Ansteckungen gelegen. Zuletzt lag der Wert am 21. Mai über 8.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden.
Darüber hinaus stieg die Sieben-Tage-Inzidenz weiter an und über die Marke von 40. Nach Angaben des RKI lag sie bei 40,8 – am Vortag hatte der Wert 37,4 betragen, vor einer Woche 25,1.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Coronaeinschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 22 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 14 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.835.375 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.687.600 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.921.
Heute waren zudem 345 Hospitalisierungen mit COVID-19 aufgeführt, die 7-Tage-Inzidenz der hospitalisierten Fälle liegt demnach bei 1,19 Fällen pro 100.000 Einwohner (Vortag: 1,10, Vorwoche: 0,76). Auf den Intensivstationen waren gestern 574 COVID-19-Patienten in Behandlung.
Aus Sicht des Mediziners und Wissenschaftlichen Leiters des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, sind die stark steigenden Inzidenzen Anlass zu Sorge. „Wir haben Stand jetzt zwar noch wenig COVID-19-Patienten auf der Intensivstation und genügend freie Kapazitäten, aber die Tendenz ist auch hier steigend von minimal 350 Patienten vor zwei Wochen auf jetzt knapp 600“, sagte er.
Die Inzidenzen seien linear an die Intensivbelegung gekoppelt. „Es ist auch naiv zu glauben, dass die hohen Inzidenzen der jungen Menschen nicht auf die 35- bis 60-Jährigen überspringen. Hier gibt es absolut gesehen noch zu viele Ungeimpfte in Deutschland.“
Karagiannidis wies auf die hohe Verbreitungsgeschwindigkeit der Delta-Variante des Coronavirus hin und betonte wie andere Experten auch, dass Herdenimmunität inzwischen eine Illusion sei. Der Experte rechnet mit einem weiteren Anstieg bei der Zahl der Intensivpatienten in den kommenden Wochen, wenn sich nicht deutlich mehr Menschen impfen lassen.
Das kann nach Ansicht des Mediziners auch zu einer neuerlichen ernsthaften Belastung für das Personal werden. „Einige sind noch ganz schön ausgelaugt von den drei ersten Wellen“, sagte Karagiannidis. „Hier droht ein nachhaltiger Schaden, den wir personell bei der hohen Arbeitsbelastung in den kommenden Jahren nicht kompensieren werden können.“
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