ZI: Öffnung der Krankenhäuser hilft nicht gegen Ärztemangel im ambulanten Bereich
Berlin – Um den Ärztemangel in unterversorgten Regionen auszugleichen, ist eine breite Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung kein geeignetes Mittel. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren einer Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI).
Dafür haben sie untersucht, welche Fachärzte in unterversorgten Planungsregionen fehlen. Ob in einer Region Unterversorgung besteht, stellen die Landesausschüsse der dortigen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und der Krankenkassen fest. Datenbasis des ZI war die Bedarfsplanungsumfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Als Schwellenwert für Unterversorgung wurde ein Versorgungsgrad von 75 Prozent für die so genannten grundversorgenden Fachärzte gewählt. Außerdem ermittelten die Wissenschaftler anhand der Qualitätsberichte der Krankenhäuser von 2013, über welche Fachabteilungen und Fachärzte in den von ambulanter Unterversorgung betroffenen Fachgebieten in der Region die Kliniken verfügten.
„In den meisten unterversorgten Regionen – vorwiegend auf dem Land – verfügen Krankenhäuser nicht über entsprechende Fachabteilungen oder Ärzte“, fasste der ZI-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen die Ergebnisse zusammen. Damit erweise sich eine der geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung aus dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz, nämlich die institutionelle Öffnung der Krankenhäuser, als unwirksam.
Benötigte fachärztliche Abteilungen fehlen
Im Detail sind nach den Kriterien des ZI 37 von 372 Kreise und vier von 17 Fachgebieten unterversorgt. Betroffen sind Dermatologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten sowie Augenärzte. In jeweils einem Kreis kommen Frauen- beziehungsweise Kinderärzte hinzu.
Nur in neun der 37 betroffenen Kreise befindet sich mindestens ein Krankenhaus mit einer entsprechenden Fachabteilung. In acht dieser neun Kreise werden die angeführten Fachabteilungen der Krankenhäuser ausschließlich von Belegärzten – also Vertragsärzten - betreut. „Wenn in einem Krankenhaus kein Facharzt für Augenheilkunde arbeitet, kann es auch nicht wegen einer Unterversorgung im augenärztlichen Bereich für die ambulante Versorgung zugelassen werden müssen“, betonte ZI-Geschäftsführer Dominik von Stillfried.
Deutlich werde die Kluft zwischen politischem Willen und Wirklichkeit besonders bei den Dermatologen, betont das ZI: Sie fehlten in elf Planungsregionen, doch in keiner einzigen gebe es ein Krankenhaus mit einer entsprechenden Fachabteilung.
Krankenhäuser haben keine Ressourcen zur Unterstützung
„Das Rückgrat der fachärztlichen Versorgung bilden die Vertragsärzte. Die Krankenhäuser haben nicht die Kapazitäten, um hier auszuhelfen“, sagte Gassen. Das gelte in besonderem Maße für den Hausarztmangel. „Hier haben Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung überhaupt keine Personalressourcen. Was wir statt der Öffnung der Krankenhäuser brauchen, ist eine nachhaltige Förderung der vertragsärztlichen Versorgung“, so der ZI-Vorstandsvorsitzende.
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