Zukunftsregion Digitale Gesundheit: BMG zieht positive Bilanz

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zieht eine positive Bilanz der Zukunftsregion Digitale Gesundheit (ZDG). Bei der auf drei Jahre angelegten Initiative des BMG sollte die Einbindung digitaler Anwendungen in den Versorgungsalltag getestet werden.
Das Projekt habe das Potenzial der Digitalisierung für eine gute sektorenübergreifende Versorgung verdeutlicht, erklärte Friederike Botzenhardt, Leiterin des Referats „Innovationsfonds und Zukunftsregion Digitale Gesundheit“ im BMG.
„Es ging gar nicht darum, hoch innovative Lösungen, sondern solche, die es bereits gibt, in den Versorgungsalltag zu integrieren“, sagte sie bei der Abschlussveranstaltung zur ZDG in Berlin. „Wir wollten nicht einzelne Produkte testen, sondern zeigen, wie diese Produkte in die Versorgung kommen.“
Dazu wurden seit 2020 digitale Lösungen und Prozesse für unterschiedliche Sektoren und Einsatzgebiete in Modellvorhaben in der Region Berlin-Brandenburg erprobt. Der Beginn der Coronapandemie habe damals Austausch und Rückkopplung erschwert, erklärte Botzenhardt, weswegen der Start der ersten Testungen deshalb von Frühjahr auf Sommer verschoben worden sei.
Ab da hatten ausgewählte Leistungserbringer und ihre Patienten verschiedene digitale Versorgungsangebote (DiVA) erprobt und an Befragungen teilgenommen, die als Feedback zu den Anwendungen und ihrer Integration in die Behandlungsabläufe dienen soll.
Mit der Auswertung beauftragt wurde das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos aus Berlin. Die Erkenntnisse aus der Auswertung sollen in die Digitalisierungsstrategie einfließen, an der das BMG derzeit unter Federführung Susanne Ozegowski, Leiterin der Abteilung Digitalisierung und Innovation, arbeitet.
Bei DiVA handelt es sich – ähnlich wie bei den digitalen Gesundheitsanwednungen (DiGA) – um zertifizierte Medizinprodukte in Form von Apps für Smartphones oder Web-Anwendungen. Zusätzlich wurden in einer zweiten Säule der Initiative Infrastrukturprojekte gefördert, beispielsweise das Modellprojekt zur Einführung des E-Rezepts in der Fokusregion Berlin-Brandenburg ab Juli 2020.
Bei den konkreten Anwendungen wurde in verschiedenen Projekten die Nutzung von Telemedizin in unterschiedlichen Sektoren erprobt und betrachtet, insgesamt zehn Apps in den vier Bereichen Diabetes mellitus, Kopfschmerz/Migräne, Rückenschmerzen und pflegende Angehörige.
Bei den Modellvorhaben wiederum handelt es sich um elf Projekte mit einem klar umrissenen Fokus, beispielsweise die „Teleneurologischen Angebote für TherapeutInnen in Nordostdeutschland“ (TATheN).
Es hat zum Ziel, Expertise für Diagnostik und Therapie von Schlaganfällen aus spezialisierten Krankenhäusern und hochspezialisierten Kliniken im großstädtischen Umfeld zeitnah, kostengünstig und effektiv für Einrichtungen in strukturschwachen Gegenden zu Verfügung zu stellen.
Die Versorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten im ländlichen Raum soll so deutlich verbessert werden. Dazu sollen therapeutisch etablierte Assessmentverfahren, also Verfahren zur Überprüfung der Schwere des Schlaganfalls, bei Schlaganfallpatienten im telemedizinischen Kontext überprüft werden: Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten sollen eine fachlich fundierte, videobasierte Unterstützung erhalten.
Noch ist die ZDG nicht ganz abgeschlossen, erste Zwischenergebnisse deuten aber bereits auf konkrete Bedürfnisse in der Versorgungspraxis. „Ich glaube, viele Kollegen haben immer noch das Bedürfnis, besser zu verstehen, wie eine DiGA funktioniert“, erklärte Philipp Stachwitz von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. „Sie haben aber kaum Zeit und fühlen sich dann schlecht informiert.“
Das schlage sich in Vorbehalten nieder, die beispielsweise Zweifel an der Evidenz solcher Anwendungen beinhalten. Hier brauche es künftig mehr und leichter zugängliche Informationsangebote.
Immerhin einen positiven Blick auf die beteiligten Leistungserbringer hat Tobias Müller gewonnen, der die ZDG-Geschäftsstelle leitete: Zwar werde die Digitalisierungsbereitschaft des Gesundheitswesens in der Öffentlichkeit als gering wahrgenommen. Es gebe aber einen „positiven Kern“ an Leuten, die die Entwicklung voranbringen. Solche Multiplikatoren müssten in Zukunft stärker gefördert werden.
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