Medizin

Zwangsstörungen: Verhaltenstherapie fördert Medikamentenwirkung

  • Freitag, 13. September 2013

New York – Wenn eine medikamentöse Therapie von Zwangsstörungen mit einem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) erfolglos bleibt, wird häufig eine Augmentation mit Antipsychotika vorgeschlagen. Diese Strategie erwies sich in einer in JAMA Psychiatry (2013; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2013.1932) jedoch als wirkungslos, während die Kombination aus SSRI mit einer Verhaltenstherapie die Therapieergebnisse verbesserte.

In den USA sind SSRI die einzigen zur Behandlung von Zwangsstörungen zugelassenen Wirkstoffe. Auch in der kürzlich vorgestellten Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sind SSRI die Medikamente der ersten Wahl. Doch nicht allen Patienten gelingt es, unter der Monotherapie mit SSRI ihre Zwangsgedanken und -handlungen zu kontrollieren. In diesem Fall wird häufig zu einer Augmentation mit einem Antipsychotikum geraten.

Das Team um Helen Blair Simpson von der Columbia University in New York hat diesen Ansatz jetzt erstmals in einer randomisierten klinischen Studie mit der Kombination aus SSRI und einer Psychotherapie verglichen. Die bevorzugte Psychotherapie ist die Exposure and Ritual Prevention (EX/RP), eine Variante der kognitiven Verhaltens­therapie.

An der Studie beteiligten sich 100 erwachsene Patienten, die unter der Therapie mit einem SSRI keine ausreichende Wirkung erzielt hatten. Sie wurden jetzt auf drei Gruppen randomisiert. In der ersten Gruppe wurde die SSRI-Therapie über acht Wochen mit Risperidon kombiniert. In der zweiten Gruppe erhielten die Patienten zusätzlich zu den SSRI 17 EX/RP-Therapiesitzungen, die zweimal pro Woche stattfanden. In einer dritten Gruppe wurden die SSRI mit einem Placebo kombiniert.

Wie Simpson berichtet, erreichten die Patienten unter der Augmentation mit der EX/RP-Psychotherapie eine deutliche Reduktion der Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y-BOCS), die den Schweregrad der Zwangsstörung beurteilt. Unter der Kombination von SSRI und Risperidon wurde dagegen keine Verbesserung gegenüber dem Placebo-Arm der Studie erzielt.

Dieses überraschend enttäuschende Ergebnis veranlasst den Editorialisten Kerry Ressler von der Emory University School of Medicine in Atlanta den derzeitigen Stellenwert der Antipsychotika in der Behandlung von Zwangsstörungen infrage zu stellen. Die Augmentation mit einem Antipsychotikum wird derzeit sowohl in der Leitlinie der American Psychiatric Association wie auch in der deutschen Leitlinie als Behandlungsoption empfohlen.

rme

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