Zweifel an der Kosteneffektivität von Telemonitoring
London – Zweifel am Nutzen einer zusätzlichen telemedizinischen Überwachung wichtiger Gesundheitsparameter zu Hause melden englische Wissenschaftler im British Medical Journal an (http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f1035). „Telemedizin scheint als Ergänzung zur normalen Versorgung bei Patienten mit langdauernden Erkrankung nicht kosteneffektiv zu sein“, meinen die Forscher um Martin Knapp von der London School of Economics and Political Science.
Allerdings beschränken sich die Wissenschaftler bei ihrer Untersuchung auf eine bestimmte Form telemedizinischer Überwachung: Das Erfassen von Vitalparametern zuhause und die Übertragung dieser Daten in ein Zentrum mit Ärzten und anderen Fachkräften.
Die Forscher betrachteten insgesamt 965 Patienten über zwölf Monate. 534 der Patienten wurden telemedizinisch betreut, 431 erhielten die übliche Versorgung. Alle Patienten litten unter lang andauernden Erkrankung wie Diabetes, COPD oder Herzinsuffizienz. Die Studie ist Teil der so genannten „Whole Systems Demonstrator Trial“, einer großen Studie zum Nutzen der Telemedizin.
Die Forscher betrachteten die Kosten pro quality adjusted life year (QALY), sie bezogen sie also auf einen Maßstab, der Quantität und Qualität des Lebens einbezieht. Dabei kamen sie auf eine Summe von 92.000 £ pro QALY für die Patienten mit telemedizinischer Betreuung.
Die Wissenschaftler merken an, dass das UK National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) die Schwelle für die Kosteneffektivität bei 30.000 £ sieht. Wenn die Forscher reduzierte Preise für die telemedizinische Ausrüstung ansetzten und die Arbeitsersparnis für das medizinische Personal einbezogen, sehen sie die Wahrscheinlichkeit, dass die telemedizinische Versorgung kosteneffektiv ist bei rund 61 Prozent und halten dies für gering – immer bezogen auf die Effektivitätsgrenze von 30.000 £ pro QALY.
„Der Nutzen der Patienten mit telemedizinischer Betreuung entspricht jenem der Patienten mit der herkömmlichen Versorgung, ist aber teurer“, so das Fazit der Ökonomen.
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