Zweiklassenmedizin in USA – das V.A. System
US-Amerikaner, die im Militärdienst tätig gewesen sind, haben nach einer bestimmten Dienstzeit Anspruch auf Leistungen aus dem staatlichen V.A. (Veteran Affairs)System, inklusive des V.A.- Krankenversicherungssystems. Details dazu findet man unter www.va.gov.
Das V.A.-Krankversicherungssystem ist umfangreich und besitzt sein eigenes US-weites Netzwerk an Praxen, V.A.-Krankenhäusern, Ärzten und besitzt selbst sein eigenes EDV-System. Obwohl die große Mehrzahl der Krankenhäuser in den USA Nicht-V.A.-Krankenhäuser sind, findet man grundsätzlich in jeder großen US-Stadt auch ein V.A.-Krankenhaus.
Das V.A.-Krankenversicherungssystem bietet eine robuste Basisversorgung der Patienten an und therapeutisch werden die meisten Krankheiten ähnlich wie in Nicht-V.A.-Krankenhäusern behandelt. Der große Unterschied ist vielmehr organisatorischer Art: Die Patienten liegen in Mehrpatientenzimmern, meist zu viert, manchmal auch zu mehr, die Krankenhäuser wirken oft als wären sie baulich veraltet oder gar renovierungsbedürftig, die V.A.-Patienten müssen längere Wartezeiten für ihre Operationen und Arzttermine in Kauf nehmen; manchmal finden sich jedoch auch medizinische Unterschiede, und es werden beispielsweise teure oder neue Medikamente nicht eingesetzt, weil der Nutzen noch nicht erwiesen ist oder die Kosten zu groß sind.
Selbst banale Dinge wie ein spartanisches Zimmermobiliar oder einfache Essensmahlzeiten sind im Verhältnis zu Nicht-V.A.-Krankenhäusern deutlich häufiger anzutreffen. Es wird auch gemunkelt, dass die V.A.-Ärzte und -Krankenschwestern unhöflicher seien.
Wenn man diese Modelle zwischen V.A.-Medizin und Nicht-V.A.-Medizin vergleicht, scheint die medizinische Versorgung in etwa gleich oder nur geringgradig schlechter zuungunsten des V.A.-Medizinsystems zu sein, das Drumherum aber, das Ambiente, deutlich schlechter im V.A.-System.
Für einen Deutschen klingt es wie der Unterschied zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherungsatmosphäre in einem deutschen Krankenhaus.
Es stellt sich dann die Frage: Wieso ist das staatliche Gesundheitssystem spartanischer? Die einfache Antwort: Der Staat will und kann sich ein Hotelniveau nicht leisten.
Hieran knüpft sich dann die zweite Frage an: Wenn man sich als Einzelner einen hohen Grad an Komfort wünscht und leisten könnte, wieso fordert man es nicht? Wieso sollte man lieber dem Staat sein erworbenes Geld für ein Krankenversicherungssystem geben, nur um dann ein V.A.-Niveau zu erhalten? Wieso dann nicht einer Privatversicherung geben, um Hotelkomfort zu erreichen? Wenn der Preis derselbe oder gar besser ist?
Und plötzlich fängt man an, wie ein amerikanischer Republikaner zu denken.
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