Medizin

Zystisches Pankreas­karzinom: Vorstufe erstmals im Blut nachgewiesen

  • Freitag, 23. September 2016

Ulm – Wissenschaftler der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin haben erstmals genetisches Material entarteter Zellen im Blut nachgewiesen, das die Entstehung der intraduktalen papillären muzinösen Neoplasie (IPMN) ankündigen kann. Dies könnte ein erster Schritt dazu sein, mit Hilfe einer Blutuntersuchung frühe Formen dieser häufigen Art von zystischen Bauchspeicheldrüsentumoren zu finden. Bisher entdecken Ärzte IPMN meist nur zufällig oder zu spät. Die Erkenntnisse wurden in Gastroenterology (doi.org/10.1053/j.gastro.2016.04.034) veröffentlicht.

Bisher lässt sich IPMN nur mit bildgebenden Verfahren wie Computer-, Magnet­resonanztomografie oder mit endoskopischem Ultraschall ausfindig machen. Den Wissenschaftlern um Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin I ist es gelungen, im Blut genetisches Material zu analysieren. Dabei handelt es sich um die zirkulierende zellfreie DNA (circulating cell-free DNA, cfDNA). „Wir konnten diese speziellen genetischen Spuren von entarteten Zellen in hoher Konzentration bei Patienten IPMN nachweisen“, berichtet Andreas W. Berger, Oberarzt und Erstautor der Studie.

Dass bestimmte IPMN sich zu einem bösartigen Tumor entwickeln können, ist bekannt – unbekannt ist jedoch der Zeitpunkt. Daher werden die betroffenen Patienten engmaschig beobachtet. Dies ist bisher nur mit bildgebenden Verfahren möglich, die entweder eine Strahlenbelastung für die Patienten bedeuten, sehr teuer sind oder einen invasiven Charakter mit möglichen Komplikationen haben. „Die Grundlage für die Überwachung der Krankheitsentwicklung durch eine einfache Blutuntersuchung zu schaffen, stellt einen Durchbruch dar“, so Berger.

Die Erkenntnisse der Ulmer Wissenschaftler könnten ein erster Schritt sein, um etwa eine maligne Entartung solcher IPMN hin zu Bauspeicheldrüsentumoren durch Blutuntersuchungen im Rahmen von Screenings früh zu erkennen. Dazu ist aber weitere Forschung nötig. „Jetzt gilt es herauszufinden, ob das Blut uns in Kombination mit anderen Veränderungen der Bauchspeicheldrüse auch verrät, wann aus Vorstufen tatsächlich ein Tumor entsteht – und wann nicht“, erläutert Alexander Kleger, der zweite Seniorautor der Studie. Unterstützt wurden die Ulmer Wissenschaftler von Kollegen am Universitätsklinikum Heidelberg und der Uniklinik RWTH Aachen.

EB/gie

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