Wie die Monopolbildung die Preise für Generika in die Höhe treibt
Gainesville/Florida – Nicht nur Originalpräparate belasten das Budget der Krankenkassen. Auch bei Generika kann es zu deutlichen Preissteigerungen kommen, wenn die Zahl der Anbieter sinkt. Eine Studie in den Annals of Internal Medicine (2017; doi: 10.7326/M16-1432) zeigt die volkswirtschaftliche Gesetzmäßigkeit auf.
Bei den meisten Medikamenten sinken die Preise, wenn der Patentschutz erloschen ist und Generikahersteller die gleichen Wirkstoffe oft wesentlich günstiger anbieten. Im Idealfall kommt es zu Marktpreisen, die nur unwesentlich über den Herstellungskosten liegen.
Langfristig können die Preise jedoch wieder steigen, wie in den letzten Jahre an mehreren Einzelfällen zu beobachten war. So stieg in den USA der Preis für das Anthelminthikum Albendazol innerhalb kurzer Zeit von 5,92 auf 119,58 US-Dollar pro Tablette, beim ACE-Hemmer Captopril kam es zu einer Verteuerung von 1,4 Cent auf 39,9 Cent und das Antidepressivum Clomipramin, das zwischenzeitig für 22 Cent die Tablette angeboten wurde, kostete wenige Jahre später 8,32 Dollar. Bei Doxycyclin kam es zu einem Anstieg von 6,3 Cent auf 3,36 US-Dollar pro Dosis.
Der Grund war in allen Fällen eine Konzentrierung des Marktes für Generika. In den letzten Jahren ist es hier zu zahlreichen Firmenübernahmen gekommen, die Zahl der Mitbewerber ging zurück. Eine Studie der Universität von Florida in Gainesville zeigt, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt. Die Entwicklung folgt vielmehr volkswirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten: Je weniger Anbieter, desto höher die Preise.
Chintan Dave und Mitarbeiter haben die Ausgaben von US-Krankenkassen für 1.120 Generika für den Zeitraum von 2008 und 2013 mit dem Ausmaß der Monopolisierung in Beziehung gesetzt. Maßstab der Monopolisierung ist der Herfindahl–Hirschman-Index (HHI). Er ist die Summe der quadrierten Marktanteile aller Anbieter für ein Produkt. Wenn beispielsweise fünf Unternehmen für ein Generikum jeweils einen Anteil von je 20 Prozent haben, beträgt der HHI 400 + 400 + 400 + 400 + 400 = 2.000. Bei einem Quadropol, bei dem vier Hersteller einen Anteil von 25 Prozent haben, steigt der HHI auf 625 + 625 + 625 + 625 auf 2.500. Ein Monopol hat einen HHI von 10.0000 (100 mal 100 Prozent Marktanteil).
Dave kann zeigen, dass die Generikapreise in den Jahren 2008 bis 2013 bei einem HHI von 2.500 noch um 32 Prozent gefallen sind. Auch bei einem HHI von 5.000 – häufig ein Duopol – kam es zu einem Rückgang um 12 Prozent. Wenn der letzte Mitbewerber das Feld verlässt, steigen die Preise. Bei einem HHI von 8.000 kam es zu einer Zunahme um 20 Prozent, bei einem vollständigen Monopol mit einem HHI von 10.000 kam es zu einer Verteuerung um 48 Prozent innerhalb der fünf Jahre.
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