Ausland

WHO-Experten für Einsatz experimenteller Wirkstoffe gegen Ebola

  • Dienstag, 12. August 2014
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Genf – Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich für den Einsatz von experimentellen Wirkstoffen im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika ausgesprochen. Angesichts der „besonderen Umstände” und unter strikten Bedingungen hielten die Experten die Behandlung mit unerprobten Mitteln für vertretbar, erklärte die WHO am Dienstag. Inzwischen starben über tausend Menschen an dem Erreger, darunter ein spanischer Priester, der mit einem nicht-zugelassenen Serum behandelt worden war.

Bislang gibt es nur nicht am Menschen geteste Medikamente und Impfstoffe gegen den Erreger, die jedoch als vielversprechend gelten. Obwohl ihre Wirksamkeit noch nicht bewiesen ist und ihre Nebenwirkungen unbekannt sind, könnten sie nach Auffassung der WHO-Medizinethiker in den am schwersten betroffenen Ländern eingesetzt werden.

Zur Bedingung machte das Experten-Komitee allerdings, dass die Behandlung „transparent” verläuft, der Patient über Risiken und Alternativen genau informiert wird und seiner Behandlung zustimmt. Zudem müssten die Vertraulichkeit und die Würde der Patienten gewahrt bleiben und die betroffenen Gemeinden an dem Prozess beteiligt werden. Auch müssten alle Informationen zur Wirksamkeit der neuen Mittel und möglichen Nebenwirkungen ständig weitergegeben werden.

Bereits drei Patienten aus den USA und Spanien erhielten das Antikörper-Serum ZMapp, obwohl es bisher nur an Tieren getestet wurde. Während es dem in den USA behandelten Arzt und einer Missionarin besser zu gehen schien, konnte das Leben des 75-jährigen spanischen Priesters Miguel Pajares nicht mehr gerettet werden. Nach Angaben des Madrider Krankenhauses, in dem er seit seiner Repatriierung aus Liberia behandelt wurde, starb er am Dienstagmorgen.

Pajares ist das erste Todesopfer aus Europa und das vierte aus dem inzwischen geschlossenen Missionshospital in Monrovia, in dem viele Ebola-Patienten behandelt worden waren. Dagegen bestätigte sich der Ebola-Verdacht bei einem in Ruanda unter Quarantäne gestellten deutschen Medizinstudenten nicht.

Noch vor der Bekanntgabe der WHO-Expertenmeinung hatten die USA einer Bereit­stellung des Serums ZMapp zur Behandlung infizierter Mediziner in Liberia zugestimmt. Die Entscheidung sei nach einem entsprechenden Gesuch der liberianischen Staats­chefin Ellen Johnson Sirleaf an US-Präsident Barack Obama gefallen, erklärte das Präsidialamt in Monrovia. Ein US-Regierungsvertreter werde die Lieferung im Laufe der Woche überbringen. Nach Angaben des Herstellers Mapp Bio erhält Liberia kostenlos den gesamten Vorrat an dem Mittel.

Im Gegensatz zu Liberia sieht Guinea den Einsatz unerprobter Mittel gegen den Erreger kritisch. Gesundheitsminister Remy Lamah sagte der französischen Zeitung La Croix vom Dienstag, dies sei keine „Priorität” für sein Land. Die Epidemie in Westafrika könne gestoppt werden, wenn die Sicherheitsmaßnahmen von allen betroffenen Ländern eingehalten würden.

Nach WHO-Angaben starben allein zwischen dem 7. und 9. August 52 Menschen in den von Ebola besonders betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone. Zeitgleich seien 69 neue Infektionsfälle aufgetreten, ihre Zahl stieg somit auf mehr als 1.800.

afp

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