Ebola: Paul-Ehrlich-Institut und Robert Koch-Institut unterstützen die klinische Entwicklung von Impfstoffen und Arzneimitteln
Köln – Für die Weiterentwicklung von Impfstoff- und Therapeutika-Kandidaten gegen Ebola haben sich das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Robert Koch-Institut (RKI) ausgesprochen. Beide Institute weisen jedoch darauf hin, dass eine Weiterentwicklung auch während einer Ausbruchssituation gut organisiert und strukturiert ablaufen müsse. Sie forderten Arzneimittelhersteller und Universitäten auf, potenzielle Kandidaten-Wirkstoffe im Rahmen klinischer Prüfungen zu testen, um vor und auch bei zukünftigen Ausbrüchen betroffenen Menschen helfen zu können.
Vor dem Hintergrund des aktuellen Ebola-Ausbruchs in Westafrika sollte alles getan werden, um erkrankten Patienten zu helfen – auch im Rahmen von Heilversuchen. Über solche Einzelfallentscheidungen und -behandlungen hinaus sei es aber zwingend erforderlich, dass es aus geeigneten Tierversuchen Hinweise auf Wirksamkeit und Sicherheit der Präparate gibt, die in solchen klinischen Prüfungen eingesetzt werden sollen.
Seit seiner Entdeckung im Jahr 1976 ist das Ebola-Virus nur sporadisch und in kleinen Populationen aufgetreten. Die offizielle Fallzahl aller Ebola-Ausbrüche bis Ende 2013 in zwölf afrikanischen Staaten wird mit 2.400 angegeben, so dass man bisher von einer seltenen Infektionskrankheit ausging. Dennoch wird seit Jahren an der Entwicklung von Impfstoffen gearbeitet, weil Ebolaviren als potenzielle Biowaffe gelten.
Der größte Teil der Forschung wird daher von US-Institutionen finanziert. Nach Angabe von PEI-Präsident Klaus Cichutek sind die Möglichkeiten der Forschung an Ebolaviren in Deutschland grundsätzlich eingeschränkt, „weil die erforderlichen Experimente nur in geeigneten Hochsicherheitslaboren unter der höchsten Sicherheitsstufe stattfinden können, wovon es in Deutschland nur wenige gibt. Deswegen ist die Forschung zu diesem Thema nicht nur in Deutschland wenig ausgeprägt.“
Derzeit verfügbare präventiver Vakzinekandidaten
Die derzeit verfügbaren präventiven Vakzinekandidaten haben als Grundlage: Vesikuläre Stomatitis Viren/ VSV (Entwickler: Profectus BioSciences; Public Health Agency of Canada)
Adenoviren (Entwickler: verschiedene staatliche Laboratorien und Pharmafirmen)
Einige Kandidaten wurden an Tieren geprüft und riefen mehr oder weniger starke Immunantworten hervor. Der 2005 entwickelte rekombinante VSV-Impfstoff konnte beispielsweise sehr erfolgreich an Makaken getestet werden. Beim Menschen kam diese experimentelle Vakzine bisher nur in einem Notfall zum Einsatz: Sie wurde 2009 einer Wissenschaftlerin des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts injiziert, nachdem sie sich bei Arbeiten mit Ebolaviren an einer Kanüle verletzt hatte. Nebenwirkungen der Vakzine wurden damals nicht bekannt.
Nach Ansicht von Thomas Geisbert, Virologe an der Universität von Texas in Galveston und seit 1988 in der Ebolaforschung tätig, gehört die rVSV-Vakzine zu den viel versprechendsten Kandidaten für den Menschen. Hierfür werden bei VSV Gene herausgenommen, die für sein Oberflächenglykoprotein kodieren; und das entsprechende Gen des Ebolavirus eingesetzt.
„Letztendlich erzielt man ein Impfvirus, welches das Ebola-Hüllprotein auf seiner Oberfläche trägt und somit vom Säugetier-Organismus als fremd erkannt wird“, so Geisbert.
Auch zur Behandlung von Ebola-Erkrankten gibt es derzeit nur experimentelle Therapeutika, zum Beispiel:
das Nukleosidanalogon BCX4430 (Entwickler: U.S. Army Medical Research Institute of Infectious Diseases)
Monoklonale Antikörper (Entwickler: mehrere Laboratorien und Firmen) und Antikörperpräparationen gegen spezifische Ebola-Glykoproteine (Entwickler: Mapp Bio). Dazu gehört auch ZMapp TM, ein Cocktail aus drei humanisierten Antikörper, die in modifizierten Tabakpflanzen gezüchtet werden. Er war Ende Juli zwei infizierten US-Gesundheitshelfern in Liberia verabreicht worden sowie einem spanischen Geistlichen, der sich in Liberia mit dem Ebolavirus infiziert hatte. Der 75-Jährige Spanier ist jedoch verstorben. Nun haben USA zugestimmt, ZMapp TM umgehend nach Liberia zu liefern. Dort sollen mit dem Serum Ärzte behandelt werden, die sich bei ihrer Arbeit infiziert haben. Der Hersteller hatte bereits zuvor angekündigt, er wolle sämtliche Vorräte kostenlos nach Westafrika schicken.
TKM-Ebola (Entwickler: Tekmira Pharmaceuticals). Dieses RNA-Interferenz-basierte Therapeutikum wurde in klinische Phase I an 28 gesunden Probanden geprüft, wurde aber von der US-Arzneimittelbehörde FDA Anfang Juli wegen Sicherheitsbedenken gestoppt. Voraussetzung für ihre Fortsetzung sollte eine Änderung des Studienprotokolls sein. Am 7. August hat die FDA die Beschränkungen für das Medikament teilweise aufgehoben. Die in Kanada ansässige Firma Tekmira teilte mit, dadurch könnte TKM-Ebola infizierten Patienten in Westafrika verabreicht werden.
Die Forschung mit dem Antisense-Oligonukleotid AVI-7537 (Entwickler: Sarepta Therapeutics) wurde 2012 eingefroren, nachdem das Pentagon seine finanzielle Unterstützung gestoppt hatte.
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