Medizin

Schockbilder auf Zigarettenschachteln zeigen in randomisierter Studie Wirkung

  • Montag, 6. Juni 2016
Uploaded: 26.02.2014 16:11:39 by mis

Chapel Hill – Schockbilder auf Zigarettenschachteln veranlassten Raucher in einer randomisierten klinischen Studie, sich mit dem Thema Rauchstopp zu beschäftigen und einen Abstinenzversuch zu unternehmen. Die in JAMA Internal Medicine (2016; doi: 10.1001/jamainternmed.2016.2621) vorgestellten Ergebnisse einer US-Studie könnten die erste wissenschaftliche Evidenz zu den umstrittenen fotografischen Warnungen sein, die derzeit in Europa eingeführt werden.

Die USA waren 1966 das erste Land, das Warnhinweise auf Zigaretten drucken ließ. Dabei ist es lange Zeit geblieben. Schockbilder, wie sie heute in 70 Ländern oder Regierungsbezirken auf den Schachteln zu sehen sind, hat die Tabaklobby verhindern können. Zuletzt scheiterte eine Initiative der US-Arzneibehörde FDA kläglich vor Gericht. Die Richter bescheinigten der Behörde, „nicht die Spur eines Beweises“ vorlegen zu können, die einen Einfluss der Schockbilder auf das Verhalten von Rauchern hätten.

Eine Studie, die Noel Brewer von der Universität von North Carolina in Chapel Hill und Mitarbeiter durchgeführt haben, liefert jetzt erstmals Belege aus einer randomisierten Studie. Die Forscher haben 2.149 erwachsene Raucher zu vier wöchentlichen Befra­gungen eingeladen, bei der es um die Verständlichkeit der Gesundheitswarnungen gehen sollte. Die Raucher wurden gebeten, den Wochenvorrat an Zigaretten mitzubringen.

Während der Befragung wurden Gesundheitswarnungen auf den Verpackungen angebracht. Bei der Hälfte der Teilnehmer waren es einfache Textmitteilungen, die der Surgeon General herausgegeben hat. In der anderen Gruppe waren die Textwarnungen durch drastische Abbildungen ergänzt. Zu sehen waren eine Raucherlunge, ein Mundbodenkarzinom, ein sterbender Raucher und einer der den Rauch durch einen Luftröhrenschnitt ausatmet. Die Teilnehmer erfuhren nicht, dass es das eigentliche Ziel der Studie war, die Wirkung dieser Bilder zu untersuchen. 

Primärer Endpunkt der Studie war der Anteil der Raucher, die bei einer abschließenden Befragung einen Abstinenzversuch unternommen hatten. Diese Absicht äußerten 40 Prozent der Raucher, die den Schockbildern ausgesetzt waren, im Vergleich zu 34 Prozent, die Nur-Text-Warnungen erhalten hatten. Brewer errechnet eine Odds Ratio von 1,29, die bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,09 bis 1,54 statistisch signifikant war. Auch der Anteil der Teilnehmer, die am Ende der Studie über wenigstens sieben Tage auf Zigaretten verzichtet hatten, war mit 5,7 Prozent nach Bildwarnungen gegenüber 3,8 Prozent nach Textwarnungen höher. Die Odds Ratio betrug hier 1,53 (1,02-2,29).

Die Auswirkungen, die nach vier Wochen erreicht wurden, mögen gering erscheinen, sie könnten jedoch einen deutlichen Einfluss auf die Gesamtzahl der Raucher haben, schreibt Brewer. Die Ergebnisse könnte der FDA auch helfen, eine Verschärfung der Warnhinweise zu erreichen.

rme

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