31 prominente Wissenschaftler wehren sich gegen Anfeindungen

Berlin – Wegen zunehmender Anfeindungen gegen Wissenschaftler sehen prominente Forscher die öffentliche Debatte in Gefahr und warnen vor den Folgen für die Demokratie.
„Wenn Wissenschaft medial weiterhin aus dem Kontext gerissen und willkürlich ideologisch zurechtgebogen wird, werden sich immer mehr seriöse und kluge Köpfe zurückziehen und ihre wissenschaftliche Expertise nicht mehr mit Öffentlichkeit und Politik teilen“, sagte die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim Zeit Online. „Wenn wir daran nichts ändern, hat unsere Demokratie ein Problem.“
31 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wehren sich auf dem Portal der Wochenzeitung Die Zeit gegen Falschdarstellungen und Diffamierungen und fordern Gesellschaft und Politik auf, die Freiheit und Unabhängigkeit der Forschung zu schützen.
Neben Nguyen-Kim äußern sich demnach unter anderen die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek, der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf, die Sozialpsychologin Pia Lamberty, die Politökonomin Maja Göpel, der Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen und der Berliner Modellierer Kai Nagel.
Die Soziologin Jutta Allmendinger warnt vor dem Rückzug gerade junger Forschender aus der öffentlichen Debatte. „Es ist daher zwingend und geboten, dass die Wissenschaft zusammensteht und sich gegen Angriffe wie jene der Bild-Zeitung wehrt“, sagte die Leiterin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung.
Auch der Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Gießen, Friedemann Weber, kritisierte die Berichterstattung der Zeitung: „Ich bin der Meinung, dass die Betroffenen quasi für vogelfrei erklärt werden, wenn ihre solchermaßen betitelten Porträts millionenfach an Tankstellen, Supermärkten und Kiosken ausliegen.“
Die Zeitung hatte Forscher als „Lockdown-Macher“ bezeichnet, die „das Weihnachtsfest verderben“ wollten. Der Deutsche Presserat hat ein Beschwerdeverfahren gegen Bild und „Bild.de“ zu dem Artikel von Anfang Dezember eingeleitet.
Grundlage seien mittlerweile 94 Beschwerden von mehreren Wissenschaftlern und der Berliner Humboldt-Universität, teilte das Selbstkontrollgremium der deutschen Printmedien und ihrer Online-Auftritte vergangene Woche mit. Über den Fall werde der Presserat am 24. März entscheiden, hieß es.
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