Vermischtes

Markt für Gesundheits-Apps wächst rasant

  • Donnerstag, 9. Juni 2016

Bonn – Der große Markt der Gesundheits- und Medizinapplikationen für Smartphone und Tablet („Gesundheits-Apps/Medical-Apps“) bleibt unübersichtlich. Das wurde gestern auf einer Expertentagung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn deutlich. Rund 200 Fachleute aus Wirtschaft, Forschung, Politik und Verwaltung diskutierten auf dem Treffen Anwendungsbeispiele, Sicherheits- und Erstattungsfragen.

„Bei mehr als 100.000 Gesundheits-Apps auf dem Markt wird es immer schwieriger, zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden. Deshalb brauchen wir Qualitäts- und Datenschutzstandards, auf die sich Bürger verlassen können“, sagte Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

Karl Broich, Präsident des BfArM, betonte, oft sei Anwendern aber auch Entwicklern nicht klar, ob es sich bei den Apps um Lifestyle-Anwendungen handle oder ob bereits eine sogenannte Medical-App vorliege. Eine solche „Medical-App“ sei ein Medizinprodukt, für das wie für andere Medizinprodukte auch weitergehenden Regularien hinsichtlich Sicherheit, Verkehrsfähigkeit und Überwachung gälten.

Stroppe betonte in seinem Referat, die Politik habe sich im vergangenen Jahr bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen vor allem auf die sichere Telematikinfrastruktur konzentriert. „Die muss vorrangig sein. Hier haben wir viel Zeit verloren“, so Stroppe. Der Staatssekretär betonte, das BMG gehe davon aus, dass Industrie und Selbst­verwaltung die im E-Health-Gesetz vorgegebenen Fristen einhalten. Auf dieser entstehenden Tele­ma­tikinfrastruktur könnten digitale Dienste aufsetzen, zum Beispiel der Medikationsplan und die elektronische Patientenakte.

Dynamik aufgreifen
Laut Stroppe sollte jeder Patient außerdem mittelfristig über ein eigenes elektronisches Patientenfach verfügen, indem Blutzuckerwerte, Impfungen und andere Informationen abgespeichert würden. Die Anwendungen auf der sicheren Telematikinfrastruktur könnten von ihrer technischen Realisierung durchaus als App erfolgen, so Stroppe. Er betonte, trotz des Fokus auf die Telematikinfrastruktur müssten Politik und Zulassungs­be­hörden die Dynamik im Markt der Gesundheits-Apps aufgreifen, damit gute Innova­tionen schnell beim Patienten ankämen.

Der Staatssekretär warnte die Krankenkassen in diesem Zusammenhang davor, mit dem Smartphone erhobene Daten zum Beispiel von sogenannten Fitnesstrackern zu ver­wen­den, um individualisierte Krankenversicherungstarife zu entwickeln „Das wäre eine Ent­so­lidarisierung in der Krankenversicherung, die wir auf keinen Fall zulassen können“, sagte er.

Stroppe griff damit eine Warnung des 119. Deutschen Ärztetages und der Bundesärzte­kammer auf. Die Ärztetags-Delegierten hatten unter anderem davor gewarnt, Daten aus Gesundheits-Apps in der geplanten elektronischen Patientenakte zu sammeln und diese von den Krankenkassen verwalten zu lassen.

René Salamon vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie vertrat in seinem Vortrag den Standpunkt, das Gesundheitswesen hinke bei der Anwendung der Apps nicht hinterher, sondern sei sogar zu schnell damit, diese neue Technik zu adap­tieren – schließlich handle es sich bei den IT-Strukturen im Gesundheitswesen um „kritische Infrastrukturen“, deren Ausfall großen Schaden anrichten könne. Der Sicher­heits­experte kritisierte, bei den Apps sei eine „Consumer-Welt in die professionelle Welt unkontrolliert hineingewachsen“.

hil

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