Ausland

Einhaltung der Klimaziele senkt Gesundheitskosten

  • Mittwoch, 5. Dezember 2018
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Berlin – Wenn die Pariser Klimaziele erreicht würden, könnten bis Mitte des Jahrhunderts jährlich eine Million Menschenleben gerettet werden – so lautet eine Kernaussage eines heute auf der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz veröffentlichten Berichts der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das World Resources Institute (WRI) aus den USA mahnte angesichts der wachsenden Weltbevölkerung ein radikales Umdenken bei den Ernährungsgewohnheiten an.

„Die wahren Kosten des Klimawandels schlagen sich in Gesundheitskosten nieder“, sagte die WHO-Direktorin für Gesundheit und Umwelt, Maria Neira, anlässlich der Vorstellung des Berichts. „Die gesundheitliche Belastung durch die Umwelt­verschmutzung ist heute so hoch, dass sich der Übergang zu sauberen und nachhaltigen Lösungen in der Energieversorgung, dem Verkehr und der Ernährung von selbst rechnet“, sagte Neira. „Wenn die Gesundheit berücksichtigt wird, ist Klimaschutz mehr Chance als Kostenfaktor.“

Laut dem WHO-Bericht verursacht Luftverschmutzung weltweit jährlich rund sieben Millionen Todesfälle, was die Allgemeinheit rund 5,11 Billionen Dollar koste. In den 15 Ländern, welche die meisten Treibhausgase produzierten, werden die Gesundheits­kosten durch Luftverschmutzung auf mehr als vier Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt. Klimaschutz im Sinne des Pariser Klimaabkommens koste dagegen nur rund ein Prozent des weltweiten BIP.

Der Bericht des World Resources Instituts beschäftigt sich mit den Herausforderungen für die Ernährungssicherung angesichts des Klimawandels: Um bis zum Jahr 2050 eine Weltbevölkerung von zehn Milliarden Menschen ernähren zu können, müssten die Lebensmittelverschwendung angegangen, der Fleischkonsum reduziert und die landwirtschaftliche Produktion erhöht werden, ohne dass mehr Treibhausgase produziert werden, heißt es in der Studie.

Eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten müsse umgehend eingeleitet werden, mahnen die Autoren an. Bereits heute litten Hunderte Millionen Menschen an Hunger und die Nachfrage nach Lebensmitteln werde bis 2050 um 50 Prozent ansteigen – die Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln sogar um fast 70 Prozent. Schon heute wird die Hälfte der Grünflächen weltweit landwirtschaftlich genutzt, und die Landwirtschaft ist für ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Als Lösung schlagen die Autoren neben dem Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung vor, weniger Fleisch von Wiederkäuern zu verzehren. Außerdem sollten pflanzliche Lebensmittel ausschließlich für die Ernährung und nicht als Biokraftstoffe verwendet werden. Das WRI schlägt ferner vor, durch die Verbesserung von Aquakulturen mehr Fische zu züchten und den wilden Fischfang besser zu regeln. Um die Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren, müssten neue Technologien und innovative Methoden eingesetzt werden.

Das WRI wurde für seinen Bericht von der Weltbank, der UNO und den französischen Forschungsinstituten Corad und Inra unterstützt. Bei der 24. UN-Klimakonferenz (COP24) im polnischen Kattowitz geht es diese und nächste Woche um konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Dieses sieht die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf deutlich unter zwei Grad vor.

afp

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