RKI: Aufenthalt in COVID-19-Risikogebiet nicht mehr Kriterium für Test auf SARS-CoV-2

Berlin – Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat die Kriterien angepasst, nach denen Ärzte entscheiden sollen, welche Patienten auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet werden sollen.
„Die entscheidende Änderung ist“, so RKI-Präsident Lothar Wieler heute in Berlin, „dass der Aufenthalt in einem Gebiet mit COVID-19-Erkrankungen als Kriterium wegfällt.“
Prinzipiell gelte weiterhin, so Wieler, „dass nur Patienten getestet werden sollen, die akute respiratorische Symptome zeigen“. Zusätzlich müsse eines der folgenden Kriterien erfüllt sein:
Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn
Tätigkeit in Pflege, Arztpraxis oder Krankenhaus
Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe
Bei schwerer Erkrankung gibt es keine Differenzialdiagnose
Die Entscheidung, den Aufenthalt in einem Risikogebiet aus den Kriterien für eine Testung herauszunehmen, gründet auf der fortschreitenden Ausbreitung des Erregers: „Irgendwann ergibt es dann keinen Sinn mehr, nach einzelnen Gebieten zu unterscheiden“, so Wieler.
Das aktualisierte Flussschema zu Verdachtsabklärung und Maßnahmen steht auf der Webseite des RKI zur Verfügung. „Die Änderungen sollen dabei helfen, die Ressourcen für Tests gezielter einzusetzen, indem Ärzte besser priorisieren können“, sagte Wieler.
Für den „sinnlosen Einsatz von Tests“ würden die Laborkapazitäten nicht ausreichen. Tests auf SARS-CoV-2 müssten „gezielt und strategisch sinnvoll“ eingesetzt werden.
Bei Patienten, die milde erkrankt seien, könne es vorkommen, dass sie mangels ausreichender Kapazitäten momentan nicht getestet werden könnten. Sie sollten „einfach zuhause bleiben und Kontakt zu anderen meiden“, mahnte Wieler.
Um die Testkapazitäten zu erhöhen, seien auch Schnelltests nötig, sagte Wieler. Deren Qualität sei derzeit allerdings noch nicht ausreichend „und das Schlimmste, was wir tun könnten, wäre, Tests anzuwenden, die uns falsche Daten liefern“.
Aber letztlich „brauchen wir diese Tests“, so Wieler, einmal zum Nachweis des Virus, um die Testkapazitäten hochzufahren, aber auf Dauer auch für den Nachweis von Antikörpern. Dies erlaube zum einen zu sehen, ob Menschen schon immun seien, und zum anderen, die Dunkelziffer zu berechnen. Die Untersuchung repräsentativer Stichproben unter anderem zu diesem Zweck sei bereits geplant und solle demnächst starten, ergänzte er.
CT-Befund erlaubt schnelle COVID-19-Diagnose
Um schneller eine Diagnose zu bekommen, gehen die Berliner Vivantes-Kliniken einen anderen Weg: Bei Patienten mit starkem Verdacht auf COVID-19 wird dort eine Computertomographie (CT) durchgeführt.
In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung beschreibt ein interdisziplinäres Team des Vivantes Klinikum Neukölln, wie ein typischer COVID-19-CT-Befund der Lunge aussieht.
„Um den Schweregrad und die Prognose einer Coronavirus-Erkrankung abzuschätzen, ist ein CT der Lunge wichtig“, so der Radiologe Thomas Albrecht und der Pneumologe Sven Gläser. „Der große Vorteil der CT ist, dass ihr Ergebnis sofort verfügbar ist.“
Anhand des CT-Befunds ist es demnach möglich, insbesondere Patienten mit schweren und mittelschweren Symptomen zu behandeln und wenn nötig zu beatmen, wenn noch keine Labortestergebnisse eine SARS-CoV-2-Infektion vorliegen.
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