Medizin

80 Prozent der Infektionen mit Sars-CoV-2 nehmen milden Verlauf

  • Dienstag, 18. Februar 2020
/picture alliance, Photoshot
/picture alliance, Photoshot

Peking – Die Infektionen mit Sars-CoV-2 nehmen meistens einen harmlosen Verlauf.
80,9 Prozent der Infektionen seien als mild einzustufen, heißt es in einer Studie, die heu­te im Chinese Journal of Epidemiology veröffentlicht wurde und für die das Chinesi­sche Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung Daten mehr als 72.314 Infektionen aus­wertete. 13,8 Prozent der Fälle sind ernst, 4,7 Prozent der Infektionen sogar lebensge­fähr­lich.

Das höchste Sterberisiko bei einer Infektion haben der Studie zufolge Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Diabetikern, Menschen mit chronischen Atem­wegserkrankungen und Bluthochdruck.

Unter Kindern bis zum Alter von neun Jahren gab es den Daten zufolge bislang keine To­desfälle, bis zum Alter von 39 Jahren sei die Todes­rate mit 0,2 Prozent sehr gering. Ins­ge­samt liegt die Todesrate bei 2,3 Prozent. Männer haben der Studie zufolge mit 2,8 Prozent ein deutlich höheres Todesrisiko als Frauen mit 1,7 Prozent.

Eine Risikogruppe sind der Studie zufolge Mitarbeiter im Gesundheitsbereich. Von den un­tersuchten Infektionen wurden 3.019 bei dieser Berufsgruppe festgestellt. Fast 86 Pro­zent der Infektionen wurden bei Menschen festgestellt, die in Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei, lebten oder dorthin gereist waren.

Ihren ersten Höhepunkt hatte die Epidemie in China den Studienautoren zufolge zwi­schen dem 24. Januar und dem 26. Januar 2020. Seit dem 11. Februar gibt es der Studie zufolge einen „Abwärtstrend“, insbesondere außerhalb der Provinz Hubei.

Zugleich warnte das Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung davor, dass sich das Virus durch genetische Mutation anpassen könne und sich so womöglich schneller ver­breiten werde. Ärzte müssten daher „wachsam“ bleiben.

In Festlandchina starben nach Behördenangaben mittlerweile fast 1.900 Menschen an dem neuartigen Coronavirus. Mehr als 72.000 Infektionen wurden dort seit Ausbruch der Epidemie im Dezember 2019 nachgewiesen. In etwa 25 weiteren Ländern, darunter Deutschland, wurden hunderte weitere Infektionen registriert.

Angesichts von zurückgehenden Neuinfektionen außerhalb von Hubei hatte die Weltge­sundheitsorganisation (WHO) gestern vor vorschnellem Optimismus gewarnt. Es sei „un­möglich“, den weiteren Verlauf der Epidemie vorherzusagen, betonte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die WHO betonte erneut, dass Sars-CoV-2 außerhalb von China nur einen sehr kleinen Anteil der Menschen betreffe. Allerdings lasse sich die weitere Entwicklung nach wie vor nicht sicher voraussagen – auch für die Epidemie in China nicht. „Alle Szenarien sind weiterhin möglich“, so Ghebreyesus.

Die meisten Infektionen und Todesfälle werden weiterhin in Zentralchina in der schwer betroffenen Provinz Hubei gezählt. Zum ersten Mal fiel ein Krankenhauschef Covid-19 zum Opfer. Liu Zhiming, Direktor des Wuchang Hospitals in Hubeis Provinzhauptstadt Wuhan, sei gestern gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur China News. Im Kampf gegen das Virus haben sich offiziellen Angaben zufolge bisher gut 1.700 Ärzte und Pflegekräfte an­gesteckt.

Nach Einschätzung eines Experten wird sich die Epidemie möglicherweise erst Ende April stabilisieren. „Das ist eine sehr grobe Schätzung“, sagte Zhong Nanshan, Chef der Exper­ten­gruppe der chinesischen Re­gierung, heute. Mit einem Höhepunkt des Ausbruchs sei nach derzeitigem Stand voraus­sichtlich bis Ende Februar zu rechnen.

In Bayern sind die meisten der 14 Menschen, die sich seit Ende Januar mit Sars-CoV-2 infiziert hatten, inzwischen gesund in ihren Alltag zurückgekehrt. Wie das bayerische Gesundheitsministerium heute mitteilte, sind derzeit noch vier der Betroffenen im Kran­kenhaus. Sie werden in der München Klinik Schwabing betreut und sind weitestgehend symptomfrei. Voraussichtlich könnten sie bald ebenfalls das Krankenhaus verlassen, hieß es.

Alle 14 Coronavirus-Infektionen im Freistaat standen im Zusammenhang mit dem Stock­dorfer Autozulieferer Webasto. Eine chinesische Kollegin hatte den Erreger bei einer Dienstreise im Januar unwissentlich eingeschleppt. Dabei hatten sich einige Mitarbeiter angesteckt, teils infizierten sich auch Angehörige. Zu den Voraussetzungen für eine Entlassung zählen mehrere negative Tests auf das Virus. Die Kriterien hat das Robert Koch-Institut in Berlin festgelegt.

afp/dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung