Ausland

Absichtliche Coronainfektionen für Impfstofftests geplant

  • Freitag, 25. September 2020
/picture alliance, Xinhua, Zhang Yuwei
/picture alliance, Xinhua, Zhang Yuwei

London – In London sollen Menschen für Impfstofftests absichtlich mit SARS-CoV-2 infi­ziert werden. Gesunde, erwachsene Freiwillige sollen dabei im neuen Jahr unter kontroll­ierten Quarantänebedingungen dem Virus ausgesetzt werden, nachdem sie einige Wo­chen zuvor einen potenziellen Impfstoff verabreicht bekommen haben, schreibt die Fi­nancial Times unter Berufung auf Projektbeteiligte.

Man arbeite mit Partnern zusammen, um mithilfe von „Human-Challenge“-Tests die Ent­wicklung von Impfstoffen zu beschleunigen, bestätigte ein Regierungssprecher in London den Bericht.

„Human Challenge Trials“ – so lautet der englischsprachige Fachbegriff – haben den Vor­teil, dass die Wirksamkeit eines Impfstoff unmittelbar festgestellt werden kann. Im Ge­gen­satz dazu sieht das übliche Verfahren vor, oft Zehntausende Menschen zu impfen und dann zu schauen, ob sich weniger Menschen auf natürliche Weise infizieren als in einer ungeimpften Kontrollgruppe.

„Human Challenge Trials“ sind unter Wissenschaftlern allerdings umstritten. Einige beto­nen den großen Nutzen, den solche Studien für eine ganze Gesellschaft haben könnten. Andere äußern ethische Bedenken und verweisen auf enorme gesundheitliche Risiken, die die Infektion mit einem in vieler Hinsicht noch unerforschten Erreger wie SARS-CoV-2 haben könnte.

Das federführend von dem Londoner Imperial College geleitete Projekt soll kommende Woche offiziell vorgestellt werden und im Januar beginnen. Dem Bericht zufolge handelt es sich dabei um die ersten Versuche dieser Art weltweit.

Über die US-amerikanische Organisation 1DaySooner, die sich für solche Challenge-Stu­dien am Menschen stark macht, sollen sich bereits rund 2.000 Freiwillige für das Projekt gefunden haben. Bislang waren Pläne für solche Tests vor allem theoretischer Natur.

Etliche potenzielle Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 werden weltweit bereits getestet. Ei­ni­ge aussichtsreiche Vakzine befinden sich bereits in der wichtigen Testphase III, in der überprüft wird, ob das Mittel nicht nur verträglich, sondern auch tatsächlich wirksam ist.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung