Ärzte ohne Grenzen kritisiert Zwangsmaßnahmen bei der Umsiedlung von Geflüchteten in Moria

Athen – Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) kritisiert die Anwendung von Zwangsmaßnahmen bei der Umsiedlung von Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos. Die Polizei hat heute nahe Moria einen groß angelegten Einsatz mit dem Ziel gestartet, Geflüchtete in einem kürzlich errichteten Zeltlager unterzubringen.
Zeitweise sei durch den Einsatz auch die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen blockiert worden – Mitarbeitende einer neuen Klinik wurden mehrere Stunden lang daran gehindert, die medizinische Einrichtung zu betreten.
„Wir rufen die griechischen Behörden auf, jedweden Einsatz in einer friedlichen Art und Weise durchzuführen. Um einer Pandemie wirkungsvoll zu begegnen, muss es Vertrauen in die politischen Maßnahmen geben. Dieses erreicht man nicht durch Zwang. Es ist darüber hinaus inakzeptabel, wenn unsere Mitarbeitenden daran gehindert werden, ihrer Arbeit nachzugehen“, betonte Marie von Manteuffel, Expertin für Flüchtlingspolitik bei Ärzte ohne Grenzen.
Die Organisation ist der einzige medizinische Akteur in der näheren Umgebung. Es ist bislang unklar, ob es für die Menschen, sobald sie in dem neuen Lager sind, möglich sein wird, dieses auch wieder zu verlassen.
Die griechischen Behörden verweisen auf die angebliche Notwendigkeit, die Geflüchteten „vor einer Ansteckung mit COVID-19 durch die lokale Bevölkerung zu schützen“, um zu begründen, warum sie im Lager bleiben müssen.
Ärzte ohne Grenzen fordert, beim Umgang mit Geflüchteten an den europäischen Außengrenzen künftig die humanitären Mindeststandards einzuhalten.
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