Ärzte sehen hohe Dunkelziffer bei Coronainfektionen

Berlin – Die COVID-19-Infektionsstatistik bildet nach Ansicht des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL) das wahre Ausmaß der Pandemie nicht angemessen ab. „Auf den positiven Antigenschnelltest folgt allzu oft nicht die PCR im Facharztlabor“, sagte der BDL-Vorsitzende Andreas Bobrowski.
Viele Menschen hielten bei milden Infektionsverläufen auch die alternative strenge Selbstisolation nicht ein. Im Ergebnis würden viele Infektionen nicht erfasst und weitergetragen, so Bobrowski.
Auf eine deutliche Untererfassung bei den Coronainfektionen weist auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) hin. Dessen Vorsitzender Johannes Nießen regt daher an, die Abwasseranalyse deutlich auszubauen.
Diese Methode koste wenig und liefere ein Echtzeitlagebild von der pandemischen Situation, erläuterte er. „In Zukunft ließe sich die Analyse auch auf weitere Erreger anwenden – zum Beispiel auf Polio- oder Masernviren“, so Nießen. Laut BVÖGD nehmen im Augenblick 20 deutsche Städte am Abwassermonitoring teil.
Der Verband „Akkreditierter Labore in der Medizin“ (ALM) meldete für die letzten Woche vom 4. bis 10. Juli insgesamt 867.349 SARS-CoV-2-PCR-Untersuchungen in den Laboren. 479.337 PCR-Tests wurden positiv befundet. Die Positivrate stieg damit auf 55,3 Prozent.
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