Ärzte verschreiben weniger Antibiotika

Berlin – Die Ärzte in Deutschland haben im Vergleich zu 2005 deutlich weniger Antibiotika verordnet. Das zeigen Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Demnach gaben die Apotheken im vergangenen Jahr 17 Prozent weniger ab als noch vor zehn Jahren. Während im Jahr 2005 noch etwa 710 Packungen Antibiotika pro 1.000 Versicherte über den Apothekentisch gingen, waren es 2015 noch 590 Packungen.
Die Zahlen entstammen einer Analyse von Rezepten für gesetzlich Versicherte. Nicht erfasst wurden Antibiotikaabgaben in Krankenhäusern, Verordnungen von Zahnärzten und die Abgaben an Privatversicherte. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 41 Millionen Packungen Antibiotika in deutschen Apotheken abgegeben.
Antibiotikaresistenzen sind ein zunehmendes Problem vor allem in Krankenhäusern. Sie führen dazu, dass bakterielle Infektionen schwerer oder auch gar nicht mehr zu behandeln sind, weil Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren. Die Folge sind längere und deutlich schwerere Krankheitsverläufe und auch Todesfälle. Tausende Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr infolge von Krankenhausinfektionen.
Bereits 2008 brachte die Bundesregierung die sogenannte Antibiotikaresistenzstrategie auf den Weg. Ziel ist es, den Verbrauch von Antibiotika und die Resistenzen gegen die Medikamente sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin und in der Landwirtschaft stärker zu kontrollieren.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) rief unterdessen heute zu einem bewussten Einsatz von Antibiotika aufgerufen. „Antibiotika sind eine tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung. Wie lange sie noch wirken, hängt maßgeblich davon ab, wie wir sie anwenden“, sagte er anlässlich des morgigen Europäischen Antibiotikatags. Doch ein Großteil der Antibiotika weltweit werde „falsch eingesetzt“.
Wie aus einer aktuellen Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervorgeht, denken knapp 60 Prozent fälschlicherweise, dass Antibiotika auch gegen Viren wirken. 18 Prozent aus dieser Gruppe sind sogar der falschen Meinung, dass Antibiotika nur gegen Viren helfen.
Die große Mehrheit der im Winter auftretenden Atemwegsinfekte werden nach Angaben der Bundeszentrale durch Viren verursacht. Hier bringen Antibiotika keinerlei Erleichterung. Vielmehr erhöhen sie das Risiko, dass der Patient eine Resistenz gegen einen Wirkstoff entwickelt und dieses Antibiotikum bei einer wirklichen bakteriellen Infektion nicht mehr richtig wirkt.
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