Kampf gegen Antibiotikaresistenzen bleibt Daueraufgabe

Berlin – Zum gemeinsamen Kampf gegen Antibiotikaresistenzen rief gestern Abend bei einer Diskussion der Helmholtz-Gemeinschaft zu den Herausforderungen in der Antibiotikaforschung Annette Widmann-Mauz, Staatsekretärin im Bundesgesundheitsministerium, auf. Wenn Antibiotika nicht mehr wirkten, breche eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung weg, warnte sie. Deshalb sei ein verantwortungsvoller Umgang mit neuen und bereits vorhandenen Antibiotika entscheidend. Außerdem müsse die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika noch stärker als bisher vorangetrieben werden.
Widmann-Mauz verwies auf ein globales Expertentreffen zum Thema Antibiotikaresistenzen, das das Bundesgesundheitsministerium in Fortsetzung der deutschen G7-Präsidentschaft Mitte Oktober veranstaltete. Bei diesem „Ersten globalen Expertennetzwerktreffen zu Antibiotikaresistenzen“ tauschten sich internationale Vertreter von Wissenschaft, Human- und Tiermedizin sowie Pharmaindustrie und Zulassungsbehörden über die Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika, den Einsatz von Antibiotika an der Schnittstelle zwischen Human- und Tiermedizin sowie die Entwicklung einer Liste von resistenten Problemkeimen durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus.
Petra Gastmeier, Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin, mahnte zudem eine bessere Information der Bevölkerung an: „Nicht nur Forschung zur Entwicklung von neunen Antibiotika ist wichtig, wir können in allen Bereichen auch noch viele unnütze Antibiotika-Anwendungen einsparen. Deshalb müssen wir auch auf diesem Gebiet Untersuchungen vorantreiben“, sagte sie.
Das Bundeskabinett hatte im Mai 2015 die sogenannte Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) beschlossen. Sie sieht unter anderem vor, Überwachungssysteme zu Antibiotikaresistenzen und zum Antibiotikaverbrauch auszubauen, um neue Erreger und Resistenzen frühzeitig zu erkennen. Zudem sollen Bevölkerung und medizinisches Personal besser über die Resistenz- und Hygieneproblematik aufgeklärt werden.
Abgeordnete haben dem Bundestag auch bereits einen 26-Punkte-Plan vorgelegt, der DART 2020 konkretisiert und intensivere Maßnahmen anregt. So soll beispielsweise die Qualität der Antibiotikaverordnungen besser und die Aufklärung der Bevölkerung intensiver werden. Wichtig sei außerdem im Rahmen eines sogenannten One-Health-Ansatzes ein umfassendes Hygiene-, Gesundheits- und Haltungsmanagement in der Tierhaltung.
Antibiotika sollen in der Tiermedizin „nur in begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden und grundsätzlich vorab Antibiogramme erstellt werden“. Wichtig sei außerdem, die Forschung zu fördern und dabei Grundlagen-, klinische und Forschung zur öffentlichen Gesundheit zu vernetzen und voranzutreiben. Dies unterstrich Rolf Müller, Geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) : „Bakterielle Resistenz gegen Antibiotika ist keine Frage des "Ob", sondern nur des "Wann". Deshalb müssen wir kontinuierlich an der Entdeckung und pharmazeutischen Entwicklung innovativer Antibiotika arbeiten“, betonte er.
Während der G7-Präsidentschaft im Jahr 2015 hatte die Bundesregierung das Thema globale Gesundheitspolitik auf die Agenda gesetzt. Dieses Engagement soll bei der deutschen G20-Präsidentschaft im kommenden Jahr fortgeführt werden.
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