Ärztegewerkschaft will finanzielle Mittel für Sicherheitspersonal an Kliniken

Köln – Nach den jüngsten Angriffen auf das Krankenhauspersonal in Essen haben sich auch heute ärztlich Organisationen geäußert. Sie riefen die Politik zum Handeln auf.
Am vergangenen Freitag hatten Angehörige eines gerade verstorbenen Patienten sechs Mitarbeitende des Elisabeth-Krankenhauses angegriffen und teils schwer verletzt. Ein 41-jähriger Tatverdächtiger türkisch-libanesischer Herkunft wurde festgenommen und später wieder freigelassen. Es wurde Anzeige erstattet. Die Klinik kündigte an, Zugangskontrollen einzuführen.
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) betonte, es sei an der Zeit, Kliniken für die Einstellung von Sicherheitspersonal Geld zur Verfügung zu stellen. Das dürfe nicht aus den Kassenbeiträgen der Patienten erfolgen und sei unabhängig von der sonstigen Krankenhausfinanzierung der Länder zu bezahlen, forderte der MB-Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen / Rheinland-Pfalz, Hans-Albert Gehle.
„Wir müssen angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Pflegekräfte und Ärzte in den Kliniken den Zugang zu den Krankenhäusern konsequent kontrollieren“, betonte Gehle. Allgemein und im ärztlichen Alltag nehme die Gewaltbereitschaft zu. „Das belastet die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter massiv.“ Im Paragrafen 115 des Strafgesetzbuches müssten auch Angriffe gegen Ärztinnen und Ärzte bestraft werden, nicht nur die gegen Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter.
Die Ärztekammer Nordrhein nach dem Angriff auf ein Krankenhausteam im Elisabeth-Krankenhaus in Essen in der vergangenen Woche, ebenfalls Gewalt gegen Gesundheitsberufe schärfer zu bestrafen. „Wir nehmen in Kliniken, Notfallambulanzen und Praxen deutlich wahr, dass die Aggressivität gegenüber Ärzten und medizinischem Personal seit Jahren zunimmt. Der Angriff auf ein Krankenhausteam in Essen von letzter Woche ist einmal mehr ein Beweis dafür“, erklärte Dreyer.
„Es wäre ein wichtiges Signal der Politik, wenn sie im Gesetzentwurf zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften sowie sonstige dem Gemeinwohl dienenden Tätigkeiten auch explizit die Gesundheitsberufe in Praxen und Kliniken miteinschließen würde.“
Der neue Vizepräsident der ÄKNO, Arndt Berson, ergänzte: „Wir möchten nicht überdramatisieren. Der Großteil unserer Patientinnen und Patienten ist friedlich und bringt großes Verständnis auch für stressige Situationen im Praxis- und Klinikalltag auf. Dennoch beobachten wir, dass in unseren Praxen zunehmend Medizinische Fachangestellte und Kolleginnen und Kollegen angeschrien und bedroht werden.“
Man müsse dabei auch berücksichtigen, was dies mit den Menschen mache, die anderen helfen wollen und die dann beschimpft, beleidigt, bespuckt oder getreten werden, so Berson: „Viele Betroffene berichten, dass ihnen der Beruf keinen Spaß mehr mache und dass es angesichts zunehmender Verrohung im Umgang miteinander noch schwieriger werde, gutes Personal zu halten oder zu gewinnen.“
Damit werde deutlich, dass die Gewalttäter nicht nur dem Praxis- und Klinikpersonal und den Rettungskräften schadeten, sondern dem Gesundheitssystem und damit der Gesellschaft insgesamt.
Gewalt gegen Gesundheitsberufe unter Strafe zu stellen, sei dabei nicht die alleinige Lösung des Problems, sagte Berson. „Wir brauchen bessere Daten und verlässliche Meldeverfahren in Krankenhäusern und Praxen, um die Größe des Problems und mögliche Ursachen zu erfassen. Und darüber hinaus brauchen wir eine wirklich gut gemachte Sensibilisierungskampagne für die Bevölkerung“, forderte Berson.
„Wir müssen deutlich machen, dass Ärztinnen und Ärzte allen kranken Menschen nach Schwere ihrer Krankheit und Dringlichkeit der Behandlung helfen wollen. Die Beurteilung der Dringlichkeit ist aber eine medizinische Aufgabe und darf nicht durch die aggressiv vorgetragene Anspruchshaltung einzelner auf Kosten dringender Notfälle ausgehebelt werden.“
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