Ärztekammer Baden-Württemberg erinnert an Opfer des Nationalsozialismus

Stuttgart – Die Landesärztekammer (LÄK) Baden-Württemberg hat der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Vertreter der Kammer haben gestern in der Gedenkstätte der ehemaligen Tötungsanstalt Grafeneck eine Gedenktafel enthüllt und sich zur Schuld der damaligen Ärzte an den dortigen Verbrechen bekannt.
Der LÄK zufolge wurde genau 78 Jahre zuvor, am 18. Januar 1940, auf direkten Befehl von Adolf Hitler erstmals der Gashahn in Grafeneck geöffnet und damit die Aktion „T4“ gestartet. Die Täter waren Ärzte. Innerhalb eines Jahres wurden in Grafeneck 10.654 Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ermordet.
Die baden-württembergische Ärzteschaft mahnt daher auf ihrer Gedenktafel eindringlich, „niemals wieder menschliches Leben für unwert zu erachten“.

Die Standesvertretung setzt sich schon länger intensiv mit der Rolle der baden-württembergischen Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. So hat sie in der laufenden Wahlperiode erstmals einen Arbeitskreis „Ethik und Geschichte der Medizin“ eingerichtet und ein wissenschaftliches Forschungsprojekt zur Kammerhistorie zwischen 1920 und 1960 angestoßen.
Die aktive Auseinandersetzung mit der Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus helfe, die Sensibilität für politische Fehlentwicklungen hinsichtlich des Wertes jedes menschlichen Lebens zu erhöhen, so die Überzeugung von Kammerpräsident Ulrich Clever.
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