Ärztekammer Berlin legt Konzept für sektorübergreifende Notfallversorgung vor

Berlin – Ein neues Konzept zur Notfallversorgung in der Hauptstadt hat die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin beschlossen. Es setzt sich aus neun Handlungsempfehlungen zusammen, die darauf abzielen, eine leistungsfähige sektorübergreifende Versorgung sicherzustellen und vorhandene Defizite abzubauen. Das Konzept ist laut dem Kammerpräsidenten Günther Jonitz „ein konstruktiver Beitrag der Ärzteschaft in der aktuellen Diskussion um die Probleme in der Notfallversorgung“.
Grundlage war ein Thesenpapier des Krankenhausausschusses der Kammer. Die Listen Allianz Berliner Ärzte und Hausärzte in Berlin brachten ihrerseits die Vorstellungen der niedergelassenen Ärzte zu Papier. Eine vom Kammervorstand berufene, listenübergreifende Arbeitsgruppe entwickelte aus den beiden eingebrachten Vorschlägen das nun einstimmig verabschiedete Thesenpapier.
„Steigende Patientenzahlen in der wachsenden Stadt, demografische Veränderungen und sich wandelnde Versorgungsbedarfe bringen das bisherige System an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit und ergeben nachhaltigen Reformbedarf von Organisation, Struktur und Prozessgestaltung“, sagte Thomas Werner, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Krankenhausausschusses der Ärztekammer Berlin.
Die in dem Konzept dargestellten Handlungsempfehlungen berücksichtigten die Besonderheiten und vorhandenen Strukturen des Stadtstaates Berlin und wiesen darauf hin, dass die erhöhten Versorgungsbedarfe an den Sektorengrenzen nicht sachgerecht abgebildet würden, betonte er.
Handlungsempfehlungen
„Zur Entlastung der Erste-Hilfe- und Rettungsstellen der Krankenhäuser mit hoher Inanspruchnahme sollen Portalpraxen mit am Bedarf orientierten Öffnungszeiten (bis zu 24 Stunden) in den Berliner Notfallzentren und an ausgewählten Krankenhäusern mit einem zu definierenden, großen Patientenaufkommen möglichst direkt in die Rettungsstellen dieser Krankenhäuser integriert werden“, heißt es in der ersten Handlungsempfehlung des Konzeptes. Wichtig sei, dass zwischen Portalpraxis und Rettungsstelle eine echte räumliche Trennung bestehe.
Weitere Punkte betreffen unter anderem die Patientenlenkung und Triage. „Um Patienten ihre Entscheidung zu erleichtern, ob, wie und wo sie im Akutfall ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollten, ist eine Online-Beratungsplattform sinnvoll. Über diese könnten sie sich informieren, wie schnell und wohin sie sich mit ihren aktuellen Beschwerden am sinnvollsten wenden sollten“, so die Autoren.
Finanzierung sicherstellen
Die Kammerdelegierten stellen in dem Konzept klar, dass das vorhandene Geld für die erhöhten Versorgungsbedarfe an den Sektorengrenzen nicht ausreicht. „Grundlage der geforderten Anpassungen muss daher eine sachgemäße, ausreichende Finanzierung sein, welche die Besonderheiten und veränderten Anforderungen an die vorhandenen Schnittstellen berücksichtigt“, heißt es in der Präambel des Konzepts.
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