Verschlechterung bei Notfallversorgung befürchtet
Berlin – Eine Mehrheit der Deutschen über 45 Jahren (44 Prozent) befürchtet längere Wartezeiten in der Notfallversorgung, sollten integrierte Notfallzentren an Krankenhäusern etabliert werden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des forsa-Instituts im Auftrag des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (kkvd).
36 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe glauben demnach an eine Verbesserung mit einer solchen Anlaufstelle, 13 Prozent waren unentschlossen. Bei der Gruppe der weiblichen Befragten ab 45 Jahre lag der Anteil der Pessimisten mit 47 Prozent noch etwas höher. 52 Prozent der 1.000 Befragten gaben an, im Notfall ein Krankenhaus aufzusuchen, für 35 Prozent ist eine Haus- oder Facharztpraxis die erste Anlaufstelle.
Bernadette Rümmelin, Sprecherin der kkvd-Geschäftsführung, wies angesichts der Ergebnisse darauf hin, dass das Konstrukt der integrierte Notfallzentren, die nicht an jedem Krankenhaus angesiedelt sein sollen, „für die Klinikträger keine zukunftsfähige Alternative“ darstellt.
Der vkkd schlägt zur Finanzierung der ambulanten Notfallversorgung hingegen eine dritte Säule vor. „Die Notfallversorgung muss extrabudgetär über einen gemeinsamen Topf für Krankenhäuser und KV vergütet werden“, erklärte Rümmelin. Aktuell sei die Honorierung von Notfallleistungen für die Krankenhäuser unterfinanziert und ein Minusgeschäft.
Rümmelin warnte zudem davor, gut funktionierende Klinikstrukturen zu „kannibalisieren“. Ideen, Patienten im Eingangsbereich von Krankenhäusern unter KV-Federführung zu triagieren, seien in mehr als einem Viertel der rund 400 katholischen Krankenhäuser in Deutschland in Form von kooperierenden Bereitschaftsdienstpraxen in Klinikräumen oder ähnlichen Modellen bereits umgesetzt. Die Zusammenarbeit zwischen Niedergelassenen, KV und Kliniken funktioniere bereits an den Stellen hervorragend, an denen sie in der Versorgungspraxis Sinn machten.
Der Marburger Bund (MB), der gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ein Konzept zur Neuorganisation der Notfallversorgung erarbeitet hat, betonte, er nehme die Sorgen der Menschen vor einer Ausdünnung der Krankenhausversorgung sehr ernst. „Auch wir wollen kein Notaufnahmen-Schließungsprogramm. Niemandem ist damit gedient, wenn stationäre Kapazitäten abgebaut werden, die für eine wohnortnahe, flächendeckende medizinische Versorgung der Bevölkerung gebraucht werden“, sagte Susanne Johna, Bundesvorstandsmitglied des Marburger Bundes.
Eine Neustrukturierung der Notfallversorgung habe mit Augenmaß unter Berücksichtigung des Patientenverhaltens, der tatsächlichen Versorgungsverhältnisse und regionalen Besonderheiten zu erfolgen. Dazu sollten die vom Marburger Bund und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vorgeschlagenen zentralen Anlaufstellen beitragen. „Die Bereitschaft zu einem Umdenken der Bevölkerung hin zu einem ressourcensparenden Einsatz der Notfallstrukturen kann nur dann gestärkt werden, wenn deutlich wird, dass qualitative Aspekte und nicht ökonomische Erwägungen die Neuorganisation begründen. Nur durch eine koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten, nicht aber durch Abbau von Strukturen wird sich die Notfallversorgung für die Patienten und das Personal verbessern“, bekräftigte Johna.
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