Ärzteschaft und Vatikan engagieren sich gegen Impfskepsis

Rom – Impfskepsis und eine ungerechte Verteilung von Impfstoffen stehen einem schnellen Ende der Coronapandemie entgegen. Man wolle gemeinsam dabei helfen, Vorbehalte gegen das Impfen abzubauen, erklärten der Weltärztebund (WMA), die Pontifikale Akademie für das Leben (PAL) und die Bundesärztekammer (BÄK) heute in einer gemeinsamen Erklärung.
Zudem forderten die Verbände einen besseren Zugang zu Vakzinen auch in ärmeren Ländern. Um das zu ermöglichen, dürfe auch die Lockerung von Patentrechten kein Tabu sein. Impfungen müssten für jeden und überall verfügbar sein, unabhängig von den finanziellen Mitteln, betonte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia.
Aus diesem Grund brauche es eine Balance zwischen berechtigten Patentrechten der Forschenden oder Pharmaunternehmen und den Bedürfnissen der Gesellschaft als Ganzes. Patente dürften nicht als absolut angesehen werden.
Patente allein frei zu geben, sei aber noch nicht ausreichend, es brauche auch einen Wissenstransfer um Produktionsinfrastruktur dort zu schaffen, wo sie jetzt noch fehle, betonte Frank Ulrich Montgomery,
Vorstandsvorsitzender des WMA.
Gleichzeitig gelte es Impfskeptiker mit allen möglichen Mitteln von der Notwendigkeit und Sicherheit von Impfungen zu überzeugen. „Es gibt vermutlich keine andere Entdeckung in der Medizin, die mehr Leben gerettet und Leid verhindert hat“, erklärte Montgomery.
Die Zurückhaltung gerade auch in benachteiligten Gruppen beruhe teilweise auf historischen Ungerechtigkeiten, Vertrauensbrüchen bei medizinischer Forschung, negativen Erfahrungen im Gesundheitswesen und Misstrauen gegenüber profitorientierten Pharmafirmen, sagte Ramin Parsa-Parsi, Leiter des Dezernats Internationale Angelegenheiten bei der BÄK.
„Eine wesentlich schädlichere Art der Impfskepsis wird jedoch durch haltlose und irreführende Behauptungen und Mythen zum Beispiel über vermeintliche Nebenwirkungen in sozialen Netzwerken befördert“, so Parsa-Parsi. Ärztinnen und Ärzte spielten als Vermittler von Vertrauen und Transparenz eine wichtige Rolle bei der Aufklärung.
Paglia warnte zugleich davor, das westliche Gesundheitsverständnis anderen Gesellschaften überzustülpen. Vertrauen basiere auf fairen internationalen Beziehungen. Auch variierten die Prioritäten weltweit. So seien etwa in Afrika die Todeszahlen infolge einer Malaria- oder Tuberkulose-Infektion deutlich höher als die Zahl der COVID-19-Opfer.
Und der Mangel an sanitären Anlagen und sauberem Trinkwasser sei für viele Menschen eine größere Bedrohung. Maßnahmen gegen die Pandemie sollten diese strukturellen Probleme berücksichtigen, forderte Paglia.
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