Ärztliche Versorgung für Jugendliche in Gefahr

Osnabrück – Deutschlands Kinder- und Jugendärzte warnen vor einem „Kollaps“ der Versorgung junger Patienten. „Die Ressource Arzt wird knapp und knapper“, sagte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), der Neuen Osnabrücker Zeitung. Wenn nicht vernünftig gegengesteuert werden würde, blute die Versorgung im ambulanten Kinder- und Jugendarztbereich aus, warnte der in Solingen niedergelassene Kinder- und Jugendarzt.
Das Durchschnittsalter der Kinder- und Jugendärzte liege bei rund 55 Jahren, und die Babyboomer gingen bald in Rente, begründete Fischbach seine Warnung und forderte: „Wenn wir in Deutschland eine flächendeckende medizinische Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen durch Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte gewährleisten wollen, brauchen wir eine ambulante Weiterbildungsförderung analog zur Allgemeinmedizin. Die Praxen schaffen es nicht mehr, ihren Nachwuchs selbst auszubilden.“
Fischbach warf den Bundesländern vor, seit der Wiedervereinigung die Zahl der Studienplätze „heimlich, still und leise“ von 16.000 auf nun 10.000 bis 11.000 abgebaut zu haben. „Wir brauchen 20 Prozent mehr Studienplätze, 2.000 bis 3.000 in jedem Jahr. Und wir brauchen ein anderes Auswahlverfahren“, mahnte der BVKJ-Präsident.
Seit der Abschaffung der Wartesemester falle ein viel zu großer Teil medizinbegeisterter junger Leute durchs Raster. „Wir graben uns selbst den Nachwuchs ab“, sagte Fischbach.
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