AIDS-Gesellschaften stellen Leitlinie zur HIV-Präexpositionsprophylaxe vor

Köln/Berlin – Eine gemeinsame Leitlinie zur HIV-Präexpositionsprophylaxe PrEP haben die Deutsche und die Österreichische AIDS-Gesellschaft (DAIG) vorgestellt. An der Leitlinie auf dem Niveau S2K haben sich unter anderen die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der HIV-Versorgung (DAGNÄ), die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie, die Gesellschaft für Virologie und das Robert-Koch-Institut beteiligt.
Zum Schutz vor einer HIV-Infektion stehen laut Leitlinie verschiedene Methoden zur Verfügung: Barrieremethoden wie das Kondom, Verhaltensmodifikation, zum Beispiel die Meidung risikobehafteter Sexualpraktiken, sowie eine medikamentöse Prophylaxe. Die orale HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) bezeichnet dabei „die Einnahme systemisch wirksamer antiviraler Medikamente durch HIV-negative Personen mit erhöhtem Risiko für eine HIV-Infektion zur Reduktion der Wahrscheinlichkeit der HIV-Transmission“, so die Leitlinienautoren. Die Wirksamkeit einer oralen Einnahme kombinierter systemisch wirksamer antiretroviraler Substanzen sei belegt, schreiben die Autoren.
„Die orale HIV Präexpositionsprophylaxe soll als prophylaktische Maßnahme Menschen mit substanziellem HIV-Infektionsrisiko angeboten werden“, lautet die erste Empfehlung der Leitlinie. Studien hätten eine relative Risikoreduktion von 86 Prozent gezeigt, bei hoher Adhärenz sogar von bis zu 99 Prozent.
Studien haben laut den Leitlinienautoren bislang einen signifikanten Zusammenhang zwischen Nachfrage nach PrEP und erhöhtem Risiko für eine HIV-Transmission gezeigt. „Aufgrund der hohen Rate einer zutreffenden Selbsteinschätzung sollte bei jedem, der aktiv nach einer PrEP fragt, eine sorgfältige Risikoevaluation durchgeführt werden und gegebenenfalls eine PrEP verschrieben werden“, empfehlen die Autoren der Leitlinie.
„Die PrEP wird mit den Leitlinien von einer Innovation zum Teil der regulären Versorgung. Die versammelte Fachwelt unterstreicht damit: Die medikamentöse Prophylaxe ist ein anerkannter Schutz vor einer HIV-Infektion“, sagte Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe bei der Vorstellung der Leitlinie. Die AIDS-Hilfe fordert, dass die Krankenkassen die Kosten für die Prophylaxe übernehmen.
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