Aktualisierte S3-Leitlinie zu hepatozellulären und zu biliären Karzinomen erschienen
Berlin – Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie ist eine aktualisierte S3-Leitlinie zum hepatozellulären Karzinom (HCC) und zu biliären Karzinomen erschienen. 36 Fachgesellschaften und Organisationen haben sich daran beteiligt. Die Federführung lag bei der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Das HCC ist mit rund 9.800 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Form von Leberkrebs. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören die Leberzirrhose und eine chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus.
„Für nicht operable Patientinnen und Patienten stehen verschiedene medikamentöse Therapien zur Erstlinienbehandlung zur Verfügung, die in der aktualisierten Leitlinie aufgrund neuer Studiendaten angepasst wurden“, erläuterte Nisar Malek von der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Tübingen.
Zusammen mit Michael Bitzer und Sabrina Groß – beide ebenfalls vom Universitätsklinikum Tübingen – sowie Peter Galle von der Universitätsmedizin Mainz ist er Koordinator der S3-Leitlinie. Bei den angesprochenen Wirkstoffen handle es sich um Checkpoint-, VEGF-und Tyrokinase-Inhibitoren, die in unterschiedlichen Kombinationen oder als Monotherapie zur Anwendung kommen sollten.
Patienten mit einem HCC sollten laut der Leitlinie vor einer Behandlung und auch bei Änderung der Therapiestrategie in einer interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt werden.
Zu biliären Karzinomen (auch Cholangiokarzinome, CCA) zählen Gallenblasenkarzinome und Tumoren der Gallenwege. In Deutschland gibt es etwa 7.000 Neuerkrankungen pro Jahr, wobei Frauen häufiger erkranken als Männer.
Der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung eines Gallenblasenkarzinoms sind Gallensteine. Die langfristige Prognose des Gallenblasenkarzinoms ist mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate zwischen fünf bis 15 Prozent schlecht.
„Wenn eine Erstlinientherapie nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, sollte spätestens vor Beginn einer Zweitlinientherapie eine molekulare Charakterisierung des Tumors erfolgen und Patientinnen oder Patienten sollten in einem molekularen Tumorboard vorgestellt werden“, so Malek. Hintergrund sei, dass sich die Karzinome je nach Art der Veränderungen für eine Behandlung mit einer molekular gerichteten Therapie eigneten.
Aktuell bietet die komplette chirurgische Resektion laut der Leitliniengruppe den einzigen kurativen Therapieansatz. Postoperativ sollte eine adjuvante Therapie erfolgen. Das Leitlinienprogramm Onkologie wird von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe getragen.
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