Alkohol gegen Schmerzen: Opiat-Abhängigkeit ist nicht die einzige Gefahr
London – Wer 0,8 Promille Alkohol im Blut hat, reduziert seine Schmerzen auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 um durchschnittlich 1,25 Punkte. Alle weiteren 0,2 Promille erhöhen die Schmerzschwelle schrittweise und reduzieren den empfundenen Schmerz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Übersichtsarbeit von Forschern der University of Greenwich, die in The Journal of Pain publiziert wurde (2017; doi: 10.1016/j.jpain.2016.11.009). Nicht nur eine Opiat-Abhängigkeit, auch die Gefahr einer Alkoholabhängig ist daher bei Schmerzpatienten zu berücksichtigen.
Die Forscher um Trevor Thompson aus London haben 18 Studien mit 404 Probanden analysiert. Bei 212 Teilnehmern wurde getestet, ob Alkohol im Vergleich zu keinem Alkohol die Schmerzgrenze verlagert. Bei 192 Teilnehmern testeten Forscher, wie Alkohol die Schmerzintensität verändert. Dabei wurden die Schmerzen durch einen leichten elektrischen Schock, Druck, chemische Agenzien oder Hitze ausgelöst. Ein Vergleich zu Schmerzmedikamenten wurde nicht evaluiert.
Die Übersichtsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass Alkohol ein effektives Schmerzmittel ist. Viele Studien haben sich damit beschäftigt, wie groß das Risiko für Schmerzpatienten ist, eine Opiatabhängigkeit zu entwickeln. Weit seltener untersuchen Forscher die Gefahr von Alkoholmissbrauch, um Schmerzen zu lindern.
Dabei liegt die Vermutung nahe, dass Patienten mit chronischen Schmerzen die Wirkung des Alkohols nutzen und dabei die gesundheitlichen Folgen missachten. Eine US-Studie im The Journal of Pain zeigte, dass bis zu 25 Prozent der Patienten, die an Arthritis-, Zahn- oder Kieferschmerzen litten, Alkohol tranken, um die Schmerzen zu lindern (2009; doi: 10.1016/j.jpain.2009.03.005).
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