Medizin

Alkohol schädigt das Herz älterer Männer und Frauen unterschiedlich

  • Donnerstag, 28. Mai 2015
Uploaded: 28.05.2015 12:32:39 by mis
dpa

Boston – Alkohol ist in höheren Dosen Gift für den Herzmuskel älterer Menschen. Die Auswirkungen waren in einer Studie in Circulation Cardiovascular Imaging (2015; doi: 10.1161/CIRCIMAGING.114.002846) bei Männern und Frauen unterschiedlich.

Die Atherosclerosis Risk in Communities Study (ARIC) begleitet seit Ende der 80er Jahre eine größere Gruppe von Männern und Frauen, die seither regelmäßig befragt und medizinisch untersucht werden. Zwischen 2013 und 2015 wurde bei den 6.118 noch lebenden Teilnehmern – im Durchschnitt 76 Jahre alt – eine Echokardiographie durchgeführt.

Ein Team um Scott Solomon vom Brigham and Women’s Hospital in Boston hat die Ergebnisse mit dem früheren Alkoholkonsum in Beziehung gesetzt. In beiden Geschlechtern nahmen der linksventrikuläre Durchmesser und die linksventrikuläre Wandstärke mit steigendem Alkoholkonsum zu, während die relative Wanddicke abnahm.

In beiden Geschlechtern war demnach ein Einfluss des Alkohols auf den Herzmuskel erkennbar. Die Auswirkungen waren jedoch bei Männern und Frauen unterschiedlich. Bei Männern stellte Solomon erst ab 14 alkoholischen Getränken pro Woche eine mögliche Schädigung des Herzmuskels fest. Bei Frauen kam es jedoch bereits bei geringeren Mengen zu negativen Auswirkungen: Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion, einer der wichtigsten Gradmesser der Herzfunktion, ging mit steigender Alkoholmenge zurück. Allerdings waren die Ausgangswerte bei den Frauen insgesamt besser als bei den Männern. Auch die Störungen der Wandbeweglichkeit waren bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.

Die wichtigste Folge des Alkoholkonsums ist eine Kardiomyopathie, die in einer chro­nischen Herzinsuffizienz endet. Ein leichter Alkoholkonsum scheint allerdings eine protektive Wirkung zu haben, wie das Team um Solomon kürzlich an der ARIC-Kohorte zeigen konnte.

Laut ihrer Publikation im European Heart Journal (2015; 36: 939-45) erkranken Männer bei einen Konsum von bis zu 7 Getränken in der Woche zu 20 Prozent seltener an einer Herzinsuffizienz. Die Hazard Ratio von 0,80 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,68 bis 0,94 statistisch signifikant. Bei Frauen wurde ebenfalls eine protektive Assoziation gefunden, die allerdings weniger robust ausfiel.

Die Hazard Ratio von 0,84, also eine Reduktion im 16 Prozent bei einem Konsum von weniger als 7 Getränken in der Woche verfehlte das Signifikanzniveau. Warum das Herz von Frauen empfindlicher auf den Alkoholkonsum reagiert, ist nicht bekannt.

rme

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